Vom Zwiebeln-Schälen und Gentleman-Essen – im Gespräch mit Luisa Gundlach

Shownotes

In dieser Episode von Mindvolution begrüßt Gastgeberin Sandra Brauer die systemische Beraterin Luisa Gundlach. Die beiden sprechen über Luisas Weg von der Sozialpädagogik über verschiedene Stationen im sozialen Bereich bis in ihre Selbständigkeit als Systemikerin.

Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf lösungsfokussierter und systemischer Beratung, ihrer Anwendung in der Kinder- und Jugendhilfe sowie auf kreativen Methoden wie Reteaming und "Ich schaff’s". Luisa teilt praxisnahe Beispiele aus ihrer Arbeit, berichtet über die Entstehung des Resilienz-Cafés in Rothenburg und gibt persönliche Einblicke in Herausforderungen der Selbständigkeit – stets mit einer großen Portion Menschlichkeit, Empathie und Humor.

Am Ende wird’s wieder philosophisch: Was würde passieren, wenn alle Menschen systemisch denken und handeln würden?

🔗 Weiterführende Links & Lesetipps aus der Folge 🎒 Methoden & Tools aus der Praxis:

📘 Systemisches Denken & Coaching:

🧠 Resilienz, Haltung & Perspektiven:

🌱 Persönliches & Projekte von Luisa:

Infos zum Resilienz-Café Rothenburg & zur Arbeit mit Angehörigen von Soldat:innen:

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Mehr über Luisa Gundlach Luisa bietet systemische Stress- und Krisenhilfe für Einzelpersonen, Paare, Familien und Führungspersonen - im persönlichen Gespräch, outdoor oder online an. Als Gastgeberin des Resilienz - Cafés im Mehrgenerationenhaus Worthmanns Hoff und Leiterin der Austauschrunde für Partner:innen von Soldat:innen im SIMBAV - Familienzentrum, begleitet sie Menschen durch herausfordernde Zeiten. Ihr Schwerpunkt liegt darauf, Ressourcen zu stärken und Fähigkeiten zu entwickeln, um neue Perspektiven und nachhaltige Lösungen zu finden.

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Mehr über unsere Gastgeberin: https://sandrabrauer.de/

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Transkript anzeigen

00:00:00: Moin moin und herzlich willkommen bei MindVolution, dem Podcast des systemischen Netzwerks, einem

00:00:16: Zusammenschluss systemischer Fachkräfte. Wir tragen mit MindVolution dazu bei,

00:00:21: dass psychische Gesundheit besprechbar und es selbstverständlich wird,

00:00:24: Unterstützung in schwierigen Lebenslagen hinzuziehen.

00:00:27: Du erfährst in unserem Podcast, dass es neben den klassischen Psychotherapie-Verfahren auch

00:00:32: weitere Hilfsangebote gibt, die kurzfristig zur Verfügung stehen und zu dem, welche Unterschiede

00:00:38: es unter diesen insbesondere auch auf dem Coachingmarkt gibt. Unsere Gäste in den Lassen

00:00:43: hinter die Kulissen ihrer beruflichen Praxis blicken und zeigen dir auf, wie Gesprächsprozesse

00:00:47: ablaufen und wie wirkungsvoll systemische Prozessbegleitung sein kann. In MindVolution

00:00:53: erfährst du wie vielfältig systemische Beratung, systemische Coaching, systemische Therapie und

00:00:58: Organisationsentwicklung ist. Wessen Stimme spricht ihr zu dir? Mein Name ist Sandra Brauer,

00:01:03: ich bin die Gründerin des systemischen Netzwerks und Gastgeberin unseres Podcasts. Viel Freude

00:01:08: beim Zuhören. Liebe Luisa, Folge 3 unseres MindVolution Podcast, herzlich willkommen. Schön,

00:01:15: dass du in unserem Online-Studio zu Gast bist. Wie geht es dir heute? Vielen Dank für die

00:01:20: Einladung. Ich bin angemessen aufgeregt, würde ich sagen, weil ich keinerlei Podcast-Erfahrung habe

00:01:26: und sehr gespannt bin, wie tapfer ich mich schlage und ja, ich bin aufgeregt und gespannt und

00:01:33: freue die Einladung. Sehr gerne, sehr schön, angemessen aufgeregt und auch diese Formulierung,

00:01:40: die macht mich gerade glücklich und tatsächlich könnte ich sofort mit einem systemischen Blick

00:01:44: da reinigen sagen, hervorragend. Ein bisschen Aufregung sorgt doch auch für Aufmerksamkeit,

00:01:48: schön, dass die Aufregung da ist. Wie heißen Sie herzlich willkommen, aber vor allem heiße

00:01:52: ich dich natürlich herzlich willkommen, habe ich eben schon gemacht und wir legen direkt los,

00:01:57: weil wir ja gesagt haben, wir möchten mit dem Podcast ein bisschen mehr hinter die Kulissen

00:02:02: von uns und vor allem des systemischen Ansatzes in Beratung Coaching Therapie blicken lassen

00:02:10: und somit freue ich mich, dass ich dich als systemische Beraterin dieses Mal begrüßen darf.

00:02:16: Du bist seit wann selbstständig, sag noch mal? Seit 2022, so richtig los geht es, aber seit

00:02:24: 2024 würde ich sagen, davor war eine Menge Vorarbeit. Das ist ganz spannend und ich habe

00:02:29: auch noch eine Erinnerung und wir haben das gerade noch mal gegen gecheckt, dass du halt eine

00:02:33: Vergangenheit auch als Systemikerin im Angestelltenverhältnis hast. Vielleicht magst du so ein

00:02:38: bisschen erzählen, aus welchem Stall du eigentlich kommst, quasi was ist dein beruflicher

00:02:43: Ursprung, was hast du vielleicht über Jahre schon als systemisch denkende und handelnde

00:02:48: Menschen so getan und wenn du richtig gut drauf bist, dann legst du selber dann die Kurve ein

00:02:54: in Richtung halt deiner Selbstständigkeit oder alternativ frage ich auch gerne nochmal nach.

00:02:58: Okay, dann starte ich mal mit dem Stall. Also ich bin von Haus aus Diplomsoziapädagogin und

00:03:05: das bin ich sehr gern und ich habe dann Weiterbildungen gemacht zur lösungsfokussierten

00:03:12: Beraterin und zur systemischen Beraterin. Das war so ein bisschen die logische Konsequenz daraus,

00:03:17: dass Pädagogen oder überhaupt helfende Personen Hilfe zur Selbsthilfe geben sollen und mir fehlte

00:03:25: dafür immer so ein bisschen die Idee, wie es genau funktioniert. Als ich mit dem Studium

00:03:30: fertig war, war ich 23 und dachte, wie will ich mit meiner sehr geringen und sehr begrenzten

00:03:36: Lebenserfahrungen da hilfreich sein für jemand und der Studienschwerpunkt war eigentlich ein

00:03:42: Zufall, weil ich mich vergessen habe, einzuschreiben für irgendeinen Studienschwerpunkt und in der

00:03:47: lösungsfokussierten Arbeit war noch tatsächlich ein Platz frei. Deswegen habe ich mich dann vier

00:03:52: Semester lang damit beschäftigt und habe auch Praktika gemacht und habe gemerkt, dass dieser

00:03:57: Art an Probleme ran zu gehen und so zu denken wirklich einen großen Unterschied macht und

00:04:01: dass das sehr hilfreich ist dabei wirklich Hilfe zur Selbsthilfe leisten zu können.

00:04:06: Vielleicht ich habe da eine ganz kurze Rückfrage, weil es sein kann. Entschuldige, dass ich dich

00:04:12: unterbrochen habe. Es könnte ja sein, dass Menschen uns zuhören, die nicht ganz so genau,

00:04:17: also nicht ganz so in diesen Kontexten unterwegs sind wie wir. Wenn ich lösungsorientierte Beratung

00:04:23: höre oder lösungsorientierte Ansatz, denke ich, ja klar. Und für jemand anderes ist es

00:04:28: vielleicht nicht ganz so klar. Also ich denke gerade, und vielleicht kannst du mich da sonst

00:04:33: auch korrigieren, an alte psychotherapeutische Kontexte, wo man ein Problem gebadet hat und

00:04:39: irgendwie versucht halt über das Baden im Problem irgendwie zu einer Besserung oder so zu

00:04:43: kommen und ist dann die lösungsorientierte Beratung oder auch der lösungsorientierte Ansatz das

00:04:49: Gegenteil oder was ist das eigentlich? Weil du bist ja anscheinend nach vier Semestern

00:04:52: Schwerpunktstudium da Profi drin. Das hoffe ich doch. Also was ich zum Beispiel sehen konnte,

00:04:58: in den Praktika, die ich gemacht habe, war, dass wenn ich da zum Beispiel in einer Wohngruppe

00:05:05: für Jugendliche war, dass es häufig so den Ansatz des Personals gab, wir kennen uns aus,

00:05:10: wir wissen wie es geht und deswegen legen wir los mit dem, was wir wissen. Und wir nehmen quasi

00:05:15: die Kinder und Jugendlichen an die Hand dabei, während wir unseren Weg gehen. Und das hatte so

00:05:21: mehrere Effekte. Erstens natürlich, dass das Personal immer der Experte war und immer was

00:05:25: besser wissen musste und sich gut auskennen musste. Und zum anderen, dass natürlich auch die

00:05:31: jungen Leute sich daran gewöhnt haben, dass im Zweifelsfall immer jemand anderes die bessere

00:05:35: Idee hat. Und das führte so zu einigen komischen Situationen, wo ich dachte, wenn man Lösungsfokussiert

00:05:43: rangeht, dann sagt man, ich bin nicht der Experte für die Lösung, die finden wir zusammen und wir

00:05:48: gucken gut, was du brauchst, damit du zum Beispiel diese Zeit, die du hier in diese Wohngruppe verbringst,

00:05:53: für dich für irgendetwas Gutes nutzen kannst, was auch immer das sein möge, ob das vielleicht

00:05:58: Teilnahme an Veranstaltungen oder Vereinsmitgliedschaften sind, die du in deinem alten Wohnumfeld

00:06:05: nicht machen konntest und was ist das denn genau, was dich interessiert und vielleicht auch eine

00:06:09: komischen Idee mal zu folgen, wenn vielleicht ein aggressiver junger Mann sagt, ich möchte

00:06:14: gerne fechten, vielleicht weil er damit provozieren möchte oder sowas, aber dann zu sagen, na gut,

00:06:18: fechten, warum nicht? Ja, da geht es regeln, da wirst du sehen, wie sich das anfühlt, wenn man

00:06:23: tatsächlich mit einem entsprechenden Gerät aufeinander losgeht, ist das das, was du willst,

00:06:29: ist das, was dir gefällt. Aber so eine Idee wurde dann zum Beispiel schnell in die Tonnegestampftung

00:06:35: gesagt, das ist nicht das Richtige, du brauchst ein Mannschaftssport und sowas. Und dann hat man es

00:06:39: mit Widerstand zu tun und dann arbeitet man sich an dem Widerstand ab. Und das sind Dinge, die in

00:06:45: einer Lösungsfokussierten oder in einer systemischen Haltung eher nicht vorkommen, dass man aufgrund

00:06:51: des eigenen Expertentums so viel Widerstände produziert, weil man sich eigentlich zurücklehnt

00:06:57: und sagt, was brauchst du? Und selbst wenn das noch nicht klar ist, das auch ein Stück weit

00:07:02: auszuhalten, dass es ein Weile dauert, bis man das rausfindet. Also ich erinnere mich an eine

00:07:08: Aussage des Gruppenleiters nach einem Hilfeplangespräch, der sagte dann zu mir im Kommentar, wie das

00:07:15: gelaufen war, naja, wenn er noch nicht weiß, was er will, dann sage ich ihm, was er will. Und das

00:07:21: waren so Dinge, das war irritierend für mich, weil erstens war ich da selber noch nicht so ganz

00:07:29: drin, um das so richtig problematisch zu finden. Ich dachte, hey, es kann ja auch sein, dass es

00:07:34: hilfreich ist und dann das im Studium quasi über vier Semester immer mal zu überprüfen. Was ist

00:07:39: denn da los? Was hat das für einen Effekt? Was bildet sich dafür für eine Dynamik aus so einer

00:07:46: Haltung heraus? Das war schon sehr spannend. Also im Tun sozusagen den Unterschied zu merken. Und ich

00:07:52: muss auch sagen, ich habe mich da in der Wohngruppe manchmal nicht beliebt gemacht, weil ich das

00:07:56: anders gemacht habe. Also wenn ich sage, ich sitze nicht mit am Tisch, um die Hausaufgaben von

00:08:02: A bis Z zu begleiten, sondern ich verbringe die Zeit in der Küche und wenn jemand ein Problem hat,

00:08:08: kann er kommen, dann wurde mir das auch schnell als Faulheit ausgelegt zum Beispiel. Und es sind

00:08:16: winzig kleine Dinge, die man vielleicht versucht zu verändern. Aber das ist einfach auch ein gutes

00:08:22: Beispiel dafür, dass alles miteinander zusammenhängt. Wenn einer was macht, ist das in irgendeiner Form,

00:08:27: produziert das eine Reaktion auf der anderen Seite und dann muss man gucken, wie man es handelt.

00:08:31: Jetzt kommt vielleicht automatisch die Folgefrage, die vielleicht dann auch wieder

00:08:36: so ein bisschen zurück zu deiner systemischen Biografie führt. Wenn du Lösungsorientierte

00:08:43: Ansatz im Studium erwähnt, das ist ja noch nicht die Ausbildung zur systemischen Beraterin. Das

00:08:48: kam wahrscheinlich dann im Anschluss, oder? Das kam dann im Anschluss und dann wurde die Sache für

00:08:53: mich persönlich richtig rund. Die Lösungsfokussierung war deswegen toll, weil sie so ein bisschen

00:09:02: revolutionär ist. Zu sagen, wir kümmern uns wirklich nicht so lange ums Problem, sondern wir

00:09:08: gehen von hier ab nach vorne und gucken, wo wollen wir hin und wie schaffen wir das. Und mit

00:09:13: einem systemischen Blick, der noch mal ein bisschen rauszoomt und vielleicht ein bisschen mehr vom

00:09:18: ganzen Bild erfasst und sagt, in welche Bereiche ist diese Person eingebunden, in die Familie,

00:09:26: in den Freundeskreis, in die Schule, in alles Mögliche und wie wirkt sich das aus auf das,

00:09:31: wie es gerade ist. Und wo sind da vielleicht auch in der Vergangenheit Sachen, die sich jetzt

00:09:37: wiederholen? Wo sind da vielleicht so ungünstige Dinge, die immer wieder ablaufen? Also immer,

00:09:42: wenn ich Ärger kriege, dann mache ich das zum Beispiel, oder immer, wenn es schwierig wird,

00:09:47: dann mache ich das. Das macht einfach Sinn, dass man noch ein paar mehr Möglichkeiten hat,

00:09:54: zu überprüfen, was gerade ist und was man tun kann, damit sich es verändern kann.

00:09:58: Ja, ich glaube, da war schon ganz viel mit dabei, was wir ja auch als systemische Haltung bezeichnen

00:10:08: oder vielleicht, woraus man die systemische Haltung ableiten kann, ob wir es jetzt prinzipieren oder

00:10:12: verhaltensweisen nennen oder auch kommunikationsweisen, das sind ja quasi nur die Extrakte oder die

00:10:18: Exporte unserer systemischen Haltung. Und ich glaube, das ist ja, das ist oftmals gar nicht

00:10:26: transparent, ist worauf das eigentlich basiert. Ich hatte vorhin noch mal den Expertenbegriff

00:10:30: aufgeschrieben. Vormals oder in deiner Beratungsstelle da vielleicht, dann dachte der Mitarbeiter,

00:10:36: die Mitarbeiterin sie ist der oder die Expert*in für das Problem oder für die Person. Und wir

00:10:44: sehen das ja systemisch immer anders. Wir versuchen ja immer, das beim Klienten bei

00:10:48: der Klientin zu belassen. Und wir sind halt die vermeintlichen Experten für den Prozess,

00:10:53: oder? Ja, genau so. Und das ist für mich eine sehr entlastende Rolle, weil ich nicht

00:11:01: ermessen kann, in welche Richtung sich ein Prozess entwickeln wird und wo er endet. Also

00:11:05: wie er endet, ob das Ziel erreicht werden kann oder nicht, das muss ich in andere Hände legen.

00:11:10: Aber ich kann mein allerbestes tun, um den Prozess so zu gestalten, dass die Wahrscheinlichkeit hoch

00:11:15: ist, dass man das, was man sich überlegt, wie man das gerne haben möchte und was man verändern

00:11:19: möchte, dass man das auch umsetzen kann. Und das ist meine Verantwortung in der ganzen Sache.

00:11:26: Und das macht mich natürlich auch ein bisschen unabhängig davon, dass ich sage, wir lassen

00:11:34: uns stressen oder wir arbeiten so ganz genau hin. Und wenn es nicht erreicht ist, dann ist es auch

00:11:41: nicht sinnvoll gewesen, so ungefähr. Also ich glaube auch auf dem Weg nimmt man eine Menge mit,

00:11:46: selbst wenn man vielleicht nicht da landet, wo man gerne landen wollen würde.

00:11:50: Ja oder man landet manchmal ja auch da, wo man gar nicht geahnt hätte, dass man da landen sollte,

00:11:57: weil man, wir hatten es im Gespräch zuvor mit der Lena, dass es manchmal sich anfühlt,

00:12:02: wie Zwiebel schälen, also dass du so Schichten abkratzt mehr oder minder gemeinsam und irgendeinen

00:12:08: zu so einem Kern des Problems zurückkommst. Und das hatten wir bei uns in der Weiterbildung als

00:12:13: Probleme erster und zweiter Ordnung, glaube ich, bezeichnet. Das fand ich irgendwie ganz schön,

00:12:17: dass du manchmal denkst, ah ja, da kommt die mal mit einem vermeintlichen Problem und dann

00:12:23: spricht man drüber und so in Stunde zwei oder drei stellt sich fest, aha, hier umgeht es eigentlich,

00:12:28: oh jetzt wird es spannend. Das sind doch immer die schönsten Momente oder wenn wir Zwiebeln

00:12:32: gescheht haben, wir fangen dann ja nicht an zu weinen, sondern meistens freuen wir uns dann doch.

00:12:36: Das ist richtig. Ja. Und also dieser Lernprozess in der Praxis zu sehen,

00:12:43: was macht es für einen Unterschied? Was passiert damit den Menschen, mit denen ich so arbeite?

00:12:47: Was passiert damit mir in meiner Rolle als Pädagogin oder als Expertin für Hilfeleistung,

00:12:53: wenn man es jetzt mal grüberfassen will? Also das war schon, ja, das war schon sehr interessant,

00:12:58: muss ich sagen. Und es hat mir sehr, sehr genützt, auch in der anderen Rolle, in die ich dann gegangen

00:13:05: bin als Mutter von zwei Kindern. Da waren die beruflichen Themen erst mal noch eine Weile

00:13:11: hinten angestellt. Also vorher hatte ich eben im Kinder- und Jugendbereich gearbeitet,

00:13:16: in der offenen, geschlossenen Jugendhilfe, in der Brennpunktarbeit. Dann kam erst mal eine ganz

00:13:22: lange Zeit Elternzeit. Da war ich in der Krippe und habe mal in den U3-Bereich reingeguckt und

00:13:28: also das, was da toll war zu sehen, man hat zehn Kinder im Alter von eins bis drei und hat zehn

00:13:34: unterschiedliche Persönlichkeiten. Also die sind noch nicht alt und auch noch nicht, haben noch nicht

00:13:40: viel erlebt, aber sie sind so unterschiedlich. Das toll, da erinnere ich mich auch immer sehr gerne

00:13:45: dran. Und danach kam eben die Arbeit in verschiedenen Beratungsstellen, in der evangelischen

00:13:51: Lebensberatungsstellung in Rothenburg und bei Wildwasser. Und nachdem die ganzen befristeten

00:13:57: Verträge geendet sind, habe ich dann beschlossen, mich selbstständig zu machen. Den Gedanken gab es

00:14:02: eigentlich schon ab Tag eins, Weiterbildung eins, nicht ganz konkret, aber mit dem Gefühl, dass es

00:14:08: toll ist, dass ich was lernen darf, womit ich unabhängig von Auftraggebern, Arbeitgebern und

00:14:14: eigentlich mit einem Stuhl und einer Packung Taschentücher überall arbeiten kann. Das fand

00:14:18: ich toll. Vorragend. Aber nicht, dass jetzt ein falsches Bild entsteht, dass es wieder bei uns

00:14:22: weinen muss, nicht wahr? Es gibt auch Schnupfen. Ja, sehr schön. Das wäre halt auch nochmal jetzt

00:14:31: meine Frage gewesen, wie du den Weg dahin dann gegangen bist in Richtung Selbstständigkeit,

00:14:36: was ja auch spannend, dass du schon sehr, sehr früh diesen Funken gefühlt hast, dass es das

00:14:41: sein könnte. Dann wäre jetzt natürlich nicht so ein Realitätscheck, vielleicht ganz toll. Ich

00:14:44: weiss, du sagst, es ist noch alles recht frisch. Auch wenn du sagst, 2022 gestartet, aber 2024 eher

00:14:51: so richtig. Man sagt ja häufig, dass der Aufbau einer Selbstständigkeit mindestens 2 bis 5

00:14:56: Jahre Aufbau einer Praxis fast bis zu 7 Jahre andauert. Das sind immer so Statistiken. Wie

00:15:01: geht es dir jetzt gerade so mit dieser Entscheidung, die du da getroffen hast, gerade vielleicht auch

00:15:05: als Mutter und Teil eines Familiensystems? Ich merke, dass ich dadurch jede Menge neu ordnet und

00:15:12: neu arrangiert und dass ich mit den Selbstzweifeln, die auch dann aufkommen bei manchen Dingen,

00:15:19: nicht gerechnet hätte, weil ich denke, ich dachte, es ist ja alles ganz klar, was ich mache und was

00:15:23: ich anbiete und das wirklich nochmal genau zu überprüfen, für wen es gedacht ist und für

00:15:28: was es gut ist und wo hier mein Platz in der Region ist. Und all diese Fragen, die man sich

00:15:33: drumherum so stellt, das ist nicht so ganz ohne. Das habe ich wahrscheinlich unterschätzt,

00:15:38: aber damit bin ich sicher auch nicht allein. Und ich merke, dass es natürlich viel Unbekanntes

00:15:45: Terrain für mich ist. Ich muss unglaublich viel in sehr kurzer Zeit neu lernen. Das braucht

00:15:50: eine Menge Energie. Und dann bin ich auch gefordert, mich gut um meinen Akku zu kümmern,

00:15:57: dass der nicht leer läuft, weil wie gesagt, es gibt noch andere Rollen, in denen ich unterwegs

00:16:01: bin, wo auch noch Energie gebraucht wird. Und was ich aber toll finde gerade ist die Erfahrung,

00:16:06: dass es jetzt schon ein bisschen leichter ist als im vergangenen Jahr, dass jetzt Leute kommen

00:16:11: und mich für irgendetwas anfragen und dass ich die Freiheit habe, mir die Projekte auszusuchen,

00:16:19: auf die ich wirklich Lust habe im Sinne von, ich finde die so sinnvoll, die möchte ich gerne

00:16:24: unterstützen. Oder eigene Ideen, die schon ganz lange schlummern, dass ich die jetzt umsetzen

00:16:29: kann. Also zum Beispiel bin ich ja auch ganz neue Gastgeberin des Resilienzkafés hier in Rotenburg

00:16:36: auf Initiative des Systemischen Netzwerks. Und das ist eine Veranstaltung, die mir große,

00:16:41: große Freude macht. Da können wir auch gerne noch ein bisschen darüber sprechen. Das andere ist,

00:16:46: aber ein Gedanke, den gibt es schon ganz lange. Einfach, weil ich selber seit über 20 Jahren

00:16:51: Partnerin und auch jetzt Ehefrau eine Soldaten bin, dass ich gerne was anbieten möchte,

00:16:55: um die Partner und Partnerinnen von Soldaten und Soldatinnen zu unterstützen. Und da habe

00:17:01: ich jetzt eine Kooperation hier mit dem Familienzentrum Simba vor Ort. Und da kann ich in regelmäßigen

00:17:07: Abständen einfach zum Austausch einladen, um zu gucken, dass eine Personengruppe, die manchmal

00:17:13: wirklich unter großer Belastung steht, da ein Ort hat, wo man sich zuhört, wo man sich austauscht,

00:17:19: wo man voneinander lernen und sich stärken kann. Und ja, das sind so zwei Themen. Da freue ich mich

00:17:25: sehr, dass die jetzt so Fahrt aufnehmen und dass ich die inhaltlich jetzt genauso schön machen kann,

00:17:30: wie ich mir das vorstelle. Und freue mich auf die Veranstaltung. Ja. Ihr müsstet Luisas Gesicht

00:17:36: jetzt sehen, als ich sehe ein Strahlen. Danke dafür. Danke fürs Teilen. Was ich daraus ableite

00:17:42: oder übersetze, ist wahrscheinlich auf deiner Wertelandkarte oder vielleicht auch als innerer

00:17:50: Kompass so etwas wie Wirksamkeit und Sinn, das höre ich zumindest raus. Und das kenne ich von sehr

00:17:56: vielen Systemik-Körhinnen jetzt nicht nur aus unserem Netzwerk, sondern auch darüber hinaus.

00:18:01: Natürlich könnte es damit zusammenhängen, dass ja oftmals systemische Fachkräfte in der

00:18:06: sozialen Arbeit eben ihren Ursprung hatten. Aber inzwischen gibt es ja auch Menschen, die in

00:18:10: Wirtschaftsunternehmen dort halt tätig sind oder zum Einsatz kommen. Aber genau, du hast

00:18:15: gerade schon genickt bei Wirksamkeit und Sinn. Ich glaube, ich habe auch noch so was wie vielleicht

00:18:21: auch Authentizität rausgehört. Also du hast so was gesagt, wie endlich das machen. Was ich möchte

00:18:27: und so ein paar Dinge nachgehen. Was meinst du, würdest du noch was ergänzen? Oder das überhaupt so,

00:18:33: wie ich das wahrgenommen habe? Doch, das stimmt schon so ein bisschen so. Also vielleicht geht das

00:18:37: einigen Menschen, die versuchen, sich selbst was aufzubauen. Vielleicht kommt das manchmal

00:18:41: aus so einem Gefühl heraus, da wo ich bin, passe ich nicht rein. Ja, in manchen Punkten war das

00:18:45: manchmal so, dass man natürlich abhängig ist von Vorgaben, wenn man im Angestellten Verhältnis ist.

00:18:51: Und das ist ganz normal und das kann man vielleicht zu einem gewissen Grad beeinflussen, aber

00:18:55: ab einem bestimmten Punkt dann eben auch nicht mehr. Und das empfinde ich jetzt als eine große

00:19:03: Freiheit, dass ich sagen kann, wenn ich eine Idee habe, suche ich mir Menschen, die bereit sind,

00:19:06: das mit mir zu machen oder versuche sie dafür zu begeistern, warum ich das für sinnvoll halte.

00:19:11: Und natürlich bin ich dann auch nicht ganz unabhängig, aber zumindest sind das dann wirklich

00:19:16: die Wunsch-Kollegen oder die Wunsch-Mitarbeiter oder die Wunsch-Verbündeten sozusagen. Und dann

00:19:22: läuft es dann auch manchmal leichter. Ja, klingt schön. Und hast du uns ein bisschen von diesem,

00:19:28: also vom Reserienzcafé und auch von der Arbeit mit Angehörigen von Soldaten berichtet. Ich habe

00:19:37: auf meiner Vorbereitungskarte auch noch die Frage stehen, ja, mit wem magst oder möchtest du gerne

00:19:43: arbeiten? Also wer kommt zu dir vielleicht auch in die Beratung und sucht Unterstützung? Und wen

00:19:49: empfängst du unendlich gerne? Also theoretisch könnten wir ja mit unserem Arbeitsansatz,

00:19:54: mit dem systemischen Ansatz quasi jeder Person zur Seite stehen, aber man hat ja manchmal so

00:19:59: eine Tendenz oder vielleicht eine größere Resonanz zu Menschen mit Folgen anliegen. Vielleicht

00:20:06: gibt es aber auch manchmal so Themen, wo du sagst, nee, das jetzt eher nicht. Auf die Antwort

00:20:11: bin ich sehr gespannt. Also wer kommt zu dir, beziehungsweise wen wünscht du dir und bei wem sagst

00:20:17: du vielleicht auch mal, nein, ich glaube, hier bist du bei mir nicht so richtig. Ja, also ich lade

00:20:23: gerne Menschen ein, die in irgendeiner Form sehr unter Stress und Erschöpfung leiden. Und das ist

00:20:30: so das übergeordnete Thema eigentlich immer. In der Regel geht es ja damit los, wenn wir ein

00:20:37: Problem haben, egal ob im privaten oder beruflichen Bereich, dann versuchen wir das erst mal so zu

00:20:41: lösen, wie wir das immer machen und meistens suchen wir dann nach Ursachen und versuchen die

00:20:46: zu beheben und manchmal geht das und manchmal geht das aber auch nicht so einfach. Also wir sind keine

00:20:51: Maschinen, wir können nicht das defekte Bauteil austauschen und dann läuft es wieder. Wir haben

00:20:56: unendlich viele Möglichkeiten, wie etwas gut oder schlecht werden kann. Und in der Regel haben

00:21:03: Menschen, die dann zu mir kommen, schon so was durchlaufen, sie haben das Problem mit vielen

00:21:08: Leuten besprochen, haben sich gute Tipps geholt vielleicht und es funktioniert aber irgendwie

00:21:12: alles nicht. Und dann setzt so eine Ratlosigkeit ein oder vielleicht auch so eine Erschöpfung im

00:21:17: Sinne von ich weiß gar nicht mehr, was ich machen soll, weil ich weiß gar nicht, wie das

00:21:20: gekommen ist, wie ich weiß gar nicht, so ein Unwohlsein. Also vielleicht im übertragenen Sinne

00:21:25: wie so ein Gefühl, wenn man dann mal zum Hausarzt geht und sagt, ich fühle mich nicht wohl, ich weiß

00:21:28: nicht genau, woher es kommt. Und das ist so der Ansatzpunkt. Manchmal kommt tatsächlich auch so

00:21:33: körperliches Leiden noch mit dazu, weil auch Stress eben große Auswirkungen hat aufs körperliche

00:21:38: Wohlbefinden, auf den Schlaf, auf den Appetit, auf alles, was damit zusammenhängt. Und deswegen

00:21:45: finden häufig Menschen zu mir, die dann eben schon so ein bisschen gebeutet sind und der versucht,

00:21:50: das Problem allein zu lösen oder vielleicht auch mit der Hilfe des Netzwerks zu lösen,

00:21:54: noch nicht so richtig funktioniert hat. Und das sind im Moment viele Privatpersonen. Das sind

00:22:01: Einzelpersonen, das sind aber auch Paare, das sind auch Familien zum Teil kommen dann die Eltern

00:22:06: zu mir. Es geht aber um Familien Themen, nicht um eine klassische Paarberatung, sondern das ist

00:22:10: eher Erziehungsberatung vielleicht würde ich sagen. Es gibt aber auch Auftraggeber, also Unternehmen,

00:22:17: die mich zum Coaching für ihre Mitarbeiter buchen, wenn es da um eine Belastungssituation geht.

00:22:23: Und ja, genau. Es kommt noch eine Weiterbildung im Mai für mich und vielleicht weite ich dann das

00:22:31: Angebot noch auf Teams aus. Das wird sich zeigen, genau. Welche denn? Das macht er jetzt neugierig.

00:22:37: Du kannst ja das nicht so antiesern und das kann ich jetzt nicht einfach nur so als Schnipsel

00:22:41: in den Raum werfen, das muss ich schon erklären. Also es gibt bei mir, wenn ich auf Menschen treffe,

00:22:46: die in irgendeiner Form möchten, dass sich was ändert. Gibt es für mich so ein übergeordnetes

00:22:50: Prinzip, das mich schon ganz, ganz viele Jahre begleitet und das heißt Reteaming. Reteaming wurde

00:22:57: entwickelt von einem finnischen Psychiater, der heißt Ben Vormann und seinen Kollegen. Mit dem

00:23:04: hatte ich auch schon das Vergnügen, dass ich mal ihm erzählen durfte, wie ich so gearbeitet hab

00:23:09: in einer Projektarbeit in einem Jugendzentrum. Das war sehr schön. Und Reteaming tut im Prinzip

00:23:16: sehr viel dafür, dass Menschen gemeinsam an einem Ziel arbeiten. Was nicht heißt, dass man das

00:23:22: immer gemeinsam machen muss. Es geht auch mit Einzelpersonen. Aber dass man relativ schnell

00:23:27: vom Problem eben abrückt und sagt, wir entwickeln eine gute, eine sehr bildliche, eine sehr starke

00:23:32: Vorstellung davon. Wie soll das aussehen, wenn das Problem nicht mehr da ist? Was ist dann möglich?

00:23:38: Was ist dann anders? Und was wäre darin gut für dich? Und das ist schon der erste Unterschied. Also

00:23:44: wir machen wirklich komplett was anderes als das, was man normalerweise tut, indem man ganz lange

00:23:49: über das Problem spricht und guckt, dass es sich dadurch irgendwie mit Ursachen Forschung löst.

00:23:53: Wir gehen davon weg und fragen, was macht es besser und wie soll es am Ende aussehen? Und

00:23:59: an dieser Idee, wie es am Ende aussehen soll und wofür sich die ganze Mühe lohnt, hangeln wir uns

00:24:04: eigentlich so schrittweise lang. Und Reteaming ist genau das. Es ist so eine Grundstruktur von zwölf

00:24:09: Schritten, die auch schon auf ganz, ganz viele Bereiche angepasst wurde. Für Kinder zum Beispiel

00:24:15: heißt das Ganze ich schaffs. Da kann ich gleich auch noch ein bisschen was erzählen oder Kids

00:24:20: geht es im Original. Und das wird angewendet, wie gesagt in Familien, in therapeutischen Settings,

00:24:26: in Schulen, in Unternehmen als Reteaming zum Beispiel auch bei den Großen, bei Microsoft und bei

00:24:32: BMW. Und es ist eben überall dort hilfreich, wo man sagt, wir sind als soziale Wesen überall

00:24:41: eingebunden. Und wenn es uns nicht so gut geht, dann schaffen wir es in der Regel nicht ganz alleine.

00:24:45: Und wir brauchen in irgendeiner Form Unterstützung dabei. Und darum geht es eben auch, sich zu

00:24:51: überlegen, welche Fähigkeit bräuchte ich, um meinen Problem zu lösen. Und wer könnte mir dabei

00:24:55: helfen? Und wenn ich das mal ganz praktisch an einem Beispiel machen kann, dann wird es vielleicht

00:25:01: noch ein bisschen deutlicher. Ich freue mich immer über Beispiele. Also kürzlich habe ich mit einer

00:25:06: Familie zusammengearbeitet, deren Grundschulkind zweite Klasse große Ängste hatte. Das hat sich

00:25:12: über einige Zeit so entwickelt. Es gibt eine Idee, womit das zusammenhängt mit einer medizinischen

00:25:18: Behandlung und einer Trennungssituation. Und immer dann, wenn Mama und Papa Tschüss gesagt haben,

00:25:23: weil sie zur Arbeit oder zu einem Termin mussten, hat das ganz große Ängste ausgelöst. Also es gab

00:25:28: viel Tränen, viel Schreien, große Ausbrüche, die sehr belastend waren für alle Beteiligten. Und wo

00:25:35: sich schon so eine gewisse Schuhenhaltung in der Familie darum herum entwickelt hat, um manche

00:25:40: Situationen zu vermeiden, zum Beispiel. Und eine Anspannung war deutlich spürbar. Sie haben versucht,

00:25:46: das therapeutisch zu lösen. Die Therapie konnte aufgrund des Lockdowns nicht so gut fortgesetzt

00:25:50: werden. Und an dem Punkt, wo sie sagen, so geht es irgendwie nicht mehr weiter, habe ich sie dann

00:25:54: kennengelernt. Und habe gesagt, wir könnten das versuchen mit ich schaffs. Und das würde bedeuten,

00:26:02: dass eben ich nicht nur mit dem Kind arbeite, sondern dass Mama und Papa mit dabei sitzen,

00:26:06: weil sie wird es nicht ganz alleine in den Griff kriegen können. Und dann haben wir ein bisschen

00:26:11: überlegt, was wäre denn gut daran, wenn es gelingt, dass Mama und Papa Tschüss sagen können und

00:26:17: der Tag einfach weiterläuft? Was hättest du davon, Kind? Was hättest du davon, Mama? Was hättest du

00:26:22: davon, Papa? Und wir haben das zusammen, ich kürze das ein bisschen ab, natürlich besprochen

00:26:29: und haben gesagt, also, jeder Mensch hat vor irgendwas Angst, mal mehr, mal weniger. Und es

00:26:35: gibt aber auch Menschen, die schaffen das, die Angst ein bisschen zu überlisten und auszutricksen.

00:26:40: Und da können wir ja mal drüber reden, was man dann braucht. Welche Fähigkeit bräuchtest du,

00:26:45: um dieses Problem zu lösen? Also reden wir nicht mehr über die Angst, sondern wir reden über das,

00:26:50: was hilft. Das ist in dem Fall Mut und Vertrauen. Und dann wird es eigentlich richtig spaßig,

00:26:55: weil dann darf man sich ein bisschen austoben. Man darf sich einen Namen aussuchen für die

00:27:00: Fähigkeit. Also, die kriegt einen Namen. In dem Fall war es Tschüss Mama, Papa. Und man darf

00:27:05: sich eine Kraftfigur aussuchen. Und in dem Fall war es anders, ich glaube Anna und Elsa waren dabei,

00:27:10: Jakari war dabei, das können Superhelden sein, real existierende Personen, Tiere, was auch immer

00:27:16: hilfreich ist, wo man sagt, das ist gut, wenn das bei mir ist. Und dann geht es los, dass man sich

00:27:21: Unterstützer sucht. Wie könnte Mama helfen, dass Tschüss Mama, Papa gelingt? Wie könnte Papa helfen?

00:27:27: Wie könnte deine beste Freundin, deine Lehrerin helfen? Und so hangelt man sich eben durch verschiedene

00:27:35: Schritte. Ein ganz wichtiger Punkt dabei ist zum Beispiel auch, wie möchtest du feiern, wenn du

00:27:40: das geschafft hast? Und die Feier zu planen kommt nicht ganz am Ende, sondern kommt ganz am Anfang.

00:27:44: Eigentlich fast schon im ersten vielleicht sogar im zweiten Gespräch. Also, wir gehen einfach davon

00:27:49: aus, dass das möglich ist. Und dass, wenn das geschafft ist, dass man richtig fast zu feiern hat.

00:27:54: Und da sind die tollsten Sachen dabei. Also, ich glaube in dem Fall war es eine Tanzparty, die

00:27:58: stattfinden sollte. Ich habe auch schon große Sommerfeste erlebt. Und was ein wichtiger Punkt

00:28:06: bei der Feier ist, ist ähnlich wie bei den Oscars. Wenn man einen Preis bekommt, wenn man was feiert,

00:28:11: dann geht man einmal nach vorne und bedankt sich bei seinen Helfern. Ich danke der Academy. Ich danke

00:28:17: meinem Team. Ich danke der Regie. Und insofern danken die Kinder auch ihren Unterstützern. Und

00:28:24: das ist ein Konzept, wo im Prinzip Lösungsfokussierungen und eine systemische Haltung wunderbar

00:28:30: verpackt sind. Und das macht unglaublich viel Spaß, sowohl mir als auch in der Familie entsteht

00:28:38: einfach Team Spirit. Alle arbeiten gemeinsam an einem Ziel. Jeder braucht Hilfe von irgendwem. Und

00:28:44: das wird natürlich begleitet durch ganz viel Wertschätzung und Anerkennung. Und wir bereiten

00:28:49: auch vor, dass es Rückschritte geben kann oder Rückschläge. Das heißt dann aber nicht so,

00:28:52: dass sondern das wird angeleitet mit, was sollen wir denn tun, wenn du deine Fähigkeit mal vergisst?

00:28:57: Das ja menschlich kann ja passieren. So, was sollen wir dann machen? Was sollen wir dann tun? Ein

00:29:03: anderes Beispiel war, ein Junge wollte gerne lernen, sein Essen warm zu essen, weil er mal aufgestanden

00:29:11: ist. Und dann wurde das Essen kalt und dann musste man es wegwerfen. Und dann hatte er Hunger. Und

00:29:15: das war ein ewiges Gezerre um das Essen. Sein Name für die Fähigkeit war, er möchte gerne

00:29:20: essen wie ein Gentleman. Und bei der Frage, das kann man sich ja nicht ausdenken, dann darf man

00:29:28: einfach folgen. Von wem kam die? Die kam von einem sechsjährigen Junge im Kinderbereich des

00:29:35: Jugendzentrums. Richtig gut. Richtig gut, ne? Ja, da sieht man mal, was in so Kindern steckt, ne? Ja,

00:29:41: die sind unglaublich kompetent. Sie wissen ziemlich gut, was ihnen helfen kann, wenn man sie ermutigt,

00:29:45: man drüber nachzudenken. Und als ich fragte, wie soll ich dich denn daran erinnern, wenn du deine

00:29:50: Fähigkeit mal vergisst und doch wieder aufstehst, dann guckt er mich an und sagt, dann sollst du zu

00:29:54: mir sagen, würden sie bitte die richtige Einstellung machen. Ich muss so lachen, weil der Humor ist

00:30:02: natürlich auch so wertvoll. Also ich weiß nicht, ob er das sogar Humor vergesagt hat. Und ich sage,

00:30:10: noch bist du dir sicher? Und er guckt mich an und sagt ja. Und wir haben das, ich glaube, zwei

00:30:13: oder drei Mal wirklich gemacht, wenn er dann wieder aufgesprungen ist und immer grinst er mich an,

00:30:18: setzt sich hin, macht den Rücken gerade und ist. Sein warmes Essen. Aber wie viel Leichtigkeit

00:30:23: dann plötzlich so ein Problem bekommen kann, oder? Weil darum geht es doch dann im Prinzip, dass man

00:30:27: weg, wie sagt man, weg von der Problemtrance, rein in Richtung Lösungsraum, die Formulierung habe

00:30:33: ich mir irgendwann mal aufgeschrieben. Genau so ist das. Und es ist für Kinder zum Beispiel so leicht

00:30:38: zu akzeptieren, dass man Fähigkeiten lernt. Also ich weiß nicht, ob sie sich noch erinnern können,

00:30:43: dass es in der Zeit gab, wo sie nicht laufen konnten. Aber sie lernen jeden Tag, was neu ist,

00:30:47: immer wieder. Und deswegen ist es gar nicht so, dass, das erfordert keinen Widerstand sozusagen.

00:30:54: Die Akzeptanz dafür, dass man Fähigkeiten lernen muss oder kann, damit man gut zurecht kommt,

00:30:58: weil das ist ja das Ziel. Also wir möchten ja keine, keine Überflieger. Wir möchten nur,

00:31:02: dass sie gut zurecht kommen und dass sie vielleicht an manchen Herausforderungen nicht so sehr

00:31:06: verzweifeln müssen, sondern wir würden gerne Starthilfe geben dafür. Und dafür eignet sich das

00:31:12: wunderbar. Und ich bin immer, wenn ich das mache, sehr erstaunt, wie wenig es von mir dann braucht,

00:31:17: damit die guten Ideen schon anfangen zu zünden und wie Familien das weiterentwickeln und was

00:31:22: sie mir dann erzählen, was sie sich noch haben einfallen lassen. Und das ist eigentlich das,

00:31:28: wo mir richtig das Herz aufgeht, wenn ich merke, Menschen sind so begeistert von dem, was sie tun

00:31:33: und von den Erfahrungen, die sie machen, weil ich halt auch weiß, was im Hirn dann passiert. Dann

00:31:38: gehen alle Lichter an, dann wird es richtig hell und dann macht es Freude und dann bleibt es auch

00:31:42: wirklich im Herzen und im Geist einfach drin. Das ist so nachhaltig. Und das könnte ich nicht,

00:31:50: indem ich etwas unterrichte. Das muss erfahrbar werden auf allen Ebenen, was es für einen

00:31:57: Unterschied macht. Ja, das klingt total zerbarhaft. Und ich glaube, das hilft mal sehr, wenn wir aus

00:32:03: unserer Arbeit berichten, das so an konkreten Beispielen einmal zu tun, um halt zu verstehen,

00:32:08: was eigentlich systemisch eben bedeutet. Also wie viel, welche Werte eben dahinter stehen,

00:32:15: dieser Blick auf das Gute, der Blick auf die Ressourcen, vielleicht eben diesen Perspektivwechsel

00:32:21: immer mal zu wagen, dann vielleicht aber auch dieses Immer Richtung vorne, was ja auch so ein

00:32:26: Resilienzfaktor ist, die Lösungsorientierung oder Zukunftsorientierung und auch die Zuversicht.

00:32:32: Also ich sehe übrigens gerade, obwohl ich das gar nicht vorbereitet hatte, ganz viele

00:32:35: Parallelen zur Resilienzforschung. Auf jeden Fall. Dass es da halt ja auch Überschneidungen gibt,

00:32:40: so dass wir quasi dazu beitragen, dass jemand auch erkennt, dass da vielleicht auch eine

00:32:45: gewisse Resilienz entweder schon vorhanden ist oder sie möglicherweise auch durch diesen

00:32:50: Begleitprozess dann auch gestärkt wird. Das kann ich mir zum Beispiel auch vorstellen.

00:32:54: Ja, und das ist deswegen, als du über das Resilienz oder die Idee eines Resilienzkafés gesprochen

00:33:01: hast, war wahrscheinlich bei mir im neuronalen Netzwerk, war wahrscheinlich die Spur schon gelegt,

00:33:06: weswegen ich dann sofort gesagt habe, ja, hier mach ich. Ja, du warst eine mit der Ersten und das

00:33:10: mit dem "Ja, genau, hier mach ich" fichern wir super von dir. Danke dafür. Sehr gerne. Nee,

00:33:15: weil es sich einfach so einfügt, weil ich merke, wie freutvoll diese Arbeit an den Ressourcen ist.

00:33:20: Und das merke ich halt auch in meiner Arbeit. Ich weiß nicht, ob mich das unterscheidet oder so was,

00:33:27: aber ich merke, mein Methodenkoffer bleibt ganz oft zu. Also ich habe viele Arbeitsblätter,

00:33:32: ich habe viele Tools, ich habe viel Material, aber in der Regel bin ich wirklich mit der

00:33:38: ganzen Aufmerksamkeit da und gucke, wo ich genau zuhörend den Schnipsel an Ressource finde,

00:33:45: den ich versuche, noch ein bisschen rauszuarbeiten und größer zu machen. Und im Resilienzcafé zum

00:33:50: Beispiel habe ich mich entschieden, mich jetzt nicht an den klassischen Bedingungen für Resilienz

00:33:56: im Sinne von was, was hilft, also was macht uns starken Krisen. Ich wollte gucken, wie wir

00:34:01: Resilienz erfahrbar machen und habe dann gedacht, ich finde vielleicht Überschriften, die viele

00:34:06: Menschen betreffen und würde gerne einladen, dass wir über diese Überschriften mal laut

00:34:11: nachdenken gemeinsam. Und im zu Jahresbeginn war das Resilienzcafé zum Thema Neuanfänge und

00:34:19: Startschwierigkeiten. Das passte in die Jahreszeit und ich denke, wenn wir uns auf dem Weg machen

00:34:24: und was Neues lernen wollen oder wenn wir gezwungen sind, uns irgendwie neu zu arrangieren mit

00:34:29: bestimmten Gegebenheiten, vielleicht auch aufgrund eines Schicksalsschlags oder etwas,

00:34:34: das uns widerfahren ist, wir fangen niemals von Null an. Wir alle haben Erfahrung mit Neubeginnen

00:34:40: schon mal gemacht und deswegen frage ich dann, wie oft bist du eigentlich schon mal umgezogen?

00:34:44: Wie viele Sprachen sprichst du? Welches Instrument spielst du, um darauf hinzuweisen? Wir kennen

00:34:50: das schon, wir wissen, dass es da Hürden gibt, wir wissen, dass das steinig sein kann und wir haben

00:34:55: in der Regel aber schon was in unserem Koffer drin, was uns dann geholfen hat durch diese Zeit.

00:35:00: Und dann muss ich das nicht unterrichten, sondern im Austausch miteinander im Lautnachdenken darüber

00:35:05: kommen wir selber drauf, was wir jetzt gerade bräuchten, wenn wir uns für das Jahr 2025 zum

00:35:11: Beispiel eine kleine Idee zurechtgelegt haben, was sich da verändern oder verbessern soll und wie

00:35:17: wir dann da rangehen können und was hilfreich ist. Genau. Ich finde daran und auch an deinen

00:35:22: Ausführungen zuvor erkennt man die Kreativität der Luisa, die ich ja mal sehr schätze. Du hast

00:35:29: so manches Mal uns schon so Impulse mitgegeben.

00:35:32: Und das finde ich auch immer toll, wenn wir uns mit unseren Kollegen und

00:35:35: Kolleginnen vernetzen, dass wir permanent voneinander lernen.

00:35:38: Auch wenn du uns von deinen Erfahrungen dort berichtest oder wie anderen, die ja

00:35:42: in anderen Räumen, sei es jetzt in Präsenz oder jetzt ja auch online halt

00:35:48: die Variante da umsetzen, auch das Resilience Cafés.

00:35:50: Wenn wir uns dazu austauschen, dann können wir ja immer noch mal schauen, wie wir unsere

00:35:54: Angebote für vielfältigen und trotzdem den eigenen Stil bewahren.

00:35:58: Aber dennoch gerade dieses kreative Herangehen.

00:36:01: Das finde ich, das zeichnet dich immer aus.

00:36:03: Ich mag das. Danke.

00:36:04: Dankeschön. Und ich profitiere sehr von dem von dem Austausch mit anderen

00:36:09: Menschen, die ähnlich oder vielleicht auch ganz anders unterwegs sind.

00:36:12: Ich finde es immer gut, in anderer Leute Köpfe reinhören zu dürfen.

00:36:16: Was da so los ist.

00:36:17: Gerade auch im Außen.

00:36:18: Also nicht unter Fachkollegen, sondern ja auch durch Runde da im Resilience Café.

00:36:23: Man geht ja da schon ein bisschen inspiriert auch wieder raus.

00:36:27: Vielleicht auch manchmal demütig auf die eigene Situation.

00:36:31: Also je nachdem, wer da gerade mit welcher Lebensgeschichte auch kommt.

00:36:34: Und auch da lernen wir ja permanent, wir lernen ja immer in unserer Arbeit.

00:36:38: Genau. Und ich bin sehr gespannt, was da aus der Runde noch für Anregungen kommen

00:36:43: und wo die Reise hingeht.

00:36:45: Also dieses das Resilience Café ist wirklich so was, wo ich denke, das entsteht beim Gehen.

00:36:49: Und meine Idee ist noch, wir machen uns da einfach gemütlich und nett.

00:36:55: Es ist eine Veranstaltung auf dem Freitag nach Mittag.

00:36:58: Ich würde gerne dafür sorgen, dass die Menschen, die teilnehmen, gut gelaunt

00:37:01: und mit dem Gefühl, ich bin ja gar nicht so hilflos ins Wochenende gehen.

00:37:05: Und wenn jemand große Leidenschaft hat, was zu backen,

00:37:08: darf er gerne uns was mitbringen oder wenn er zu viele Äpfel im Garten hat,

00:37:11: darf er die gerne auf den Tisch stellen und dann teilen wir einfach was miteinander,

00:37:14: egal ob Geschichten oder Lebensmittel oder einfach so.

00:37:18: Weil wir sind halt in den letzten paar Jahren schon ein bisschen voneinander abgerückt.

00:37:26: Und ich habe manchmal so das Gefühl, wir haben auch ein bisschen verlernt,

00:37:29: uns einander zuzumuten mit dem, was uns beschäftigt und sind da sehr zurückhaltend geworden.

00:37:34: Und unsere Lebenssituationen sind auch manchmal so,

00:37:38: dass wir jetzt nicht unbedingt das stärkste Netzwerk direkt vor der Haustür haben.

00:37:42: Also meine Familie zum Beispiel ist auch sehr weit weg.

00:37:44: Und der Freundeskreis hier ist da, aber sehr klein und erlesen.

00:37:48: Und manchmal braucht es vielleicht doch noch ein paar mehr Ohren,

00:37:53: die zuhören, gezielt zuhören, gut zuhören.

00:37:56: Und verständnisvoll sind, damit es dann besser werden kann.

00:37:59: Und das ist für mich dann eben die Einladung dazu.

00:38:02: Ja, toll. Schön, dass du das jetzt regelmäßig anbieten wirst.

00:38:06: Wir verlinken das gerne auch in den Show Notes.

00:38:09: Also einmal gerne in den verschiedenen Orten.

00:38:12: Bisher sind es Rotenburg und Hamburg, in denen wir das anbieten.

00:38:16: Und dann gibt es jetzt auch eine Online-Variante.

00:38:18: Also jetzt ist gut, die Folge ist jetzt gerade im Februar entstanden,

00:38:21: wird wahrscheinlich im März rauskommen und März 2025

00:38:25: wird auch das erste Online-Resilience-Café von Lena und Anna ausgerichtet werden.

00:38:30: Ich hätte tatsächlich noch, wenn wir jetzt unsere systemischen Steifen

00:38:35: gerade so gedreht haben, meine Lieblingsfrage an dich.

00:38:38: Und zwar, wenn du es zusammenfassen solltest, was für dich systemisches Arbeiten bedeutet.

00:38:44: Wie würdest du das einem Maßbewohner, einer Maßbewohnerin kurz und knackig erläutern?

00:38:50: Das ist der Moment, um in ein bis zwei Minuten maximal zu antworten.

00:38:53: Also wenn die Maßbewohner kommen, dann hoffe ich erst mal, dass das nicht so abgeht wie bei Mass Attacks.

00:38:58: Warte mal, was ist das?

00:39:00: Nee, ich kenne den nicht.

00:39:02: Ich gucke sowas.

00:39:03: Das war mein erster Impuls bei der Frage.

00:39:05: OK, das ist eine Bildungslücke, Sandra.

00:39:08: Du solltest den das für ich ständig, aber ich kann nicht alle Filme bekommen.

00:39:11: Mass Attacks, bitte.

00:39:14: Also wenn Sie friedlich sind und Interesse daran haben zu erfahren,

00:39:18: was hier so los ist, dann würde ich sagen, wenn ich gefragt werde, was ich so mache,

00:39:22: dann sage ich, ich habe das große Glück, dass ich einen Beruf mache,

00:39:24: wo man respektvoll und auf Augenhöhe mit anderen Menschen daran arbeiten kann,

00:39:31: dass sie das Problem, was sie gerade beschäftigt, gut lösen können.

00:39:35: Und würde Ihnen erklären, dass hier viele Menschen unterwegs sind,

00:39:39: die natürlich jeder einzeln ein Mensch ist, aber so alleine sind sie nicht,

00:39:42: weil sie eben alle miteinander irgendwie verbunden sind über ihre Beziehung,

00:39:45: entweder im Arbeitsteam oder Familien oder wie auch immer, dass alles zusammenhängt.

00:39:50: Und dass wenn es Probleme gibt, dass ich dann nicht gucke,

00:39:53: was ist mit der Person nicht in Ordnung, wo ist die Störung in der Person?

00:39:56: Sondern ich gucke mir an, wie ist die Interaktion dieser Person

00:40:00: mit ihren verschiedenen anderen Teilen des Systems?

00:40:02: Gibt es da Schwierigkeiten?

00:40:04: Also wenn der Arbeitsdruck auf Arbeit zu hoch ist,

00:40:06: dann klappt es vielleicht zu Hause mit dem Teenie auch nicht mehr,

00:40:08: weil die Energie alle ist, zum Beispiel.

00:40:11: Und da macht niemand was falsch, sondern das müsste man gucken,

00:40:14: wo kann man die Stellschraube ansetzen, dass es sich besser kann.

00:40:17: Dankeschön, bitte hervorragend.

00:40:22: Und wenn du so auf dich und deine berufliche Entwicklung schaust,

00:40:28: beruflich und auch persönlich,

00:40:29: weil das eine ja, wie wir gerade auch noch mal gelernt haben, das andere bedingt,

00:40:33: würdest du dich dann eher als systemische Beraterin oder als Systemikerin beschreiben?

00:40:38: Hm.

00:40:45: Bist du dich drüber nachdenken?

00:40:47: Das darfst du, wir müssen hier nicht permanent durchsprechen,

00:40:49: das ist ja auch ablösam für unsere Zünderwunden.

00:40:51: Ich würde sagen, ich arbeite und ich denke systemisch.

00:40:56: Das heißt, also das sagen mir zumindest alle,

00:41:00: meine Fachbücher, die hier in meinem Regal stehen.

00:41:02: Okay.

00:41:03: Ich beschäftige mich einfach schon ganz lange damit.

00:41:05: Und ich merke, es wird irgendwann zu einer Brille

00:41:09: oder vielleicht sogar zur Kontaktlinse, durch die man die Welt sieht.

00:41:11: Man kann das nicht mehr einfach ablegen.

00:41:14: Also selbst, wenn ich vielleicht auch als Privatperson

00:41:16: an manchen Dingen geneigt bin zu verzweifeln,

00:41:19: das hält nicht lange in der Regel,

00:41:21: weil ich dann irgendwann immer wieder einen Fuß in die Tür kriege

00:41:25: und merke, wo kann ich trotz alter Stolpersteine hier

00:41:28: oder diesen mans hohen Hindernissen, wo sind meine Möglichkeiten?

00:41:31: Und die kann man nutzen in irgendeiner Form.

00:41:35: Das ändert vielleicht noch nicht das große Ganze,

00:41:37: aber das hilft auf jeden Fall erst mal weiter, step by step.

00:41:40: Und ja.

00:41:43: Ja, also mehr die Systemikerin,

00:41:46: so wie du das jetzt gerade beantwortet hast,

00:41:48: scheint für dich auch

00:41:49: Persönlichkeitsanteil übergreifend unterwegs zu sein.

00:41:55: Also nicht nur im beruflichen Anteil,

00:41:57: sondern eben auch im privaten und in allen Lebensbereichen,

00:42:00: so dass es spürbar ist,

00:42:01: dennoch aber nicht den Anspruch in sich zu haben,

00:42:05: permanent an der systemischen Haltung sich orientieren zu müssen,

00:42:08: sondern manchmal vielleicht auch mit menschlichen Komponenten

00:42:12: wie Bewertung oder weiteren Punkten halt agieren zu dürfen

00:42:16: oder interagieren zu dürfen so in etwa.

00:42:19: Ja, ich glaube, niemand hat einen leitendes Konzept,

00:42:22: was immer gilt.

00:42:23: Also die Mischung macht es, oder?

00:42:25: Ich weiß nicht, wie dir das geht.

00:42:29: Ich unterscheide auch nicht wirklich,

00:42:30: wenn jemand zu mir ins Coaching kommt,

00:42:32: selbst wenn es einen beruflichen Anlass gibt,

00:42:34: stelle ich durchaus, wenn ich es angemessen finde,

00:42:36: auch mal eine Frage zum privaten Leben.

00:42:38: Und Menschen sind, wie sie sind,

00:42:40: das Ergebnis von all ihren Erfahrungen

00:42:42: und all ihren Überzeugungen

00:42:44: und all ihren komplexen Facetten.

00:42:47: Und das kann man meistens nicht so gut voneinander trennen.

00:42:50: Und ich finde das auch manchmal nicht so ganz sinnvoll.

00:42:52: Das, was nötig ist, was wir uns angucken,

00:42:57: damit es besser werden kann,

00:42:58: das sollten wir uns anschauen, finde ich.

00:43:00: Sofern der Gegenüber oder die Gegenüber bereit ist,

00:43:04: das auch mitzumachen.

00:43:05: Weil ich glaube, dann haben wir wirklich eine gute Chance,

00:43:08: dass wir den Raum, den eben Beratung und Coaching

00:43:11: zur Verfügung stellt, auch wirklich als solchen nutzen können.

00:43:14: Das muss man nicht im Freundes- und Familienkreis tun.

00:43:16: Aber dafür sind wir ja da,

00:43:18: dass wir da auch noch mal was anderes anbieten können

00:43:20: und vielleicht noch mal eine andere Seite beleuchten können.

00:43:24: Und ich glaube aber zum Gelingen der Arbeit

00:43:27: ist es für mich gar nicht so richtig.

00:43:29: Dafür habe ich in einer sehr

00:43:31: multiprofessionellen Beratungsstelle gearbeitet,

00:43:33: was ich unglaublich geschätzt habe

00:43:34: und wovon ich sehr profitiere, auch jetzt noch,

00:43:38: dass es wirklich ein Beziehungsangebot ist,

00:43:40: was wir da machen und dass es auf die Qualität der Beziehung ankommt,

00:43:44: die wir da herstellen können.

00:43:46: Ganz egal, ob das von einem psychoanalytischen

00:43:48: oder einem tiefenpsychologischen

00:43:49: oder einem verhaltenstherapeutischen Hintergrund passiert

00:43:52: oder einen systemischen Hintergrund.

00:43:55: Ich glaube, die Menschen, die den Beruf gut und sinnbringend

00:43:59: ausfüllen, arbeiten wahrscheinlich ähnlich

00:44:01: in den allermeisten Punkten,

00:44:04: mit kleinen Varianten nach links und rechts irgendwie.

00:44:07: So kommt es mir jedenfalls vor,

00:44:08: wenn ich so meine Kollegen oder ehemaligen Kollegen befragt

00:44:12: und beobachtet habe in ihrer Arbeit.

00:44:14: Ich stolfe gerade über so eine ganz kleine Formulierung,

00:44:18: die du nebenher gerade erwähnt hast,

00:44:21: und zwar Coaching.

00:44:23: Ich hörte einen Schrägstrich Beratung,

00:44:26: das finde ich, leht noch mal ein,

00:44:28: zu dieser Abgrenzungsfrage.

00:44:30: Also was ist für dich systemisches Coaching,

00:44:33: was ist für dich systemische Beratung?

00:44:35: Wir haben das jetzt in den anderen Folgen

00:44:37: auch immer kurz mal gestriffen.

00:44:38: Ich finde, diese Deutung der Gesprächsangebote

00:44:45: ist schon ganz interessant,

00:44:46: weil, glaube ich, manchmal Verwirrung auf dem Markt

00:44:49: oder auf dem Beratung Coaching-Therapiemarkt entsteht.

00:44:52: Gibt es für dich eine Abgrenzung

00:44:53: zwischen systemischem Coaching und systemischer Beratung?

00:44:56: Ja, das ist interessant, dass du das fragst.

00:44:58: Und ich erinnere mich,

00:44:58: wir haben da auch miteinander schon drüber gesprochen.

00:45:01: Mindestens einmal.

00:45:02: Mindestens einmal.

00:45:04: Vor allem, wenn es darum ging,

00:45:06: einen kleinen Widerstand wahrzunehmen

00:45:08: an dem Punkt,

00:45:08: wo man Coaching auf die Visitenkarte schreibt.

00:45:11: So, weil Coaching inzwischen einfach ein Begriff ist,

00:45:14: der manchmal überstrapaziert wird

00:45:16: und manchmal eben auch

00:45:19: auf einer ganz anderen Form der Arbeit irgendwie hinweist,

00:45:21: die mit dem, was wir anbieten,

00:45:23: nicht ganz so viel zu tun hat

00:45:24: und wo man dann Definitionsschwierigkeiten manchmal hat.

00:45:28: So, ich verwende das inzwischen synonym,

00:45:32: weil Coaching für mich die Begleitung ist für Menschen,

00:45:36: wenn sie etwas Neues lernen.

00:45:38: Das funktioniert im Klassenzimmern auf dem Sportplatz

00:45:41: und vielleicht sogar eben auch in dem, was wir anbieten.

00:45:44: Und Beratung ist für mich dann das,

00:45:46: wenn ich wirklich ein bisschen Hintergrundwissen

00:45:48: noch mit Rausholo und Einfließen lasse,

00:45:50: damit vielleicht was Verständlicher wird oder sowas.

00:45:53: Und ich finde, die Übergänge sind immer irgendwie fließend.

00:45:56: Also, ich könnte nicht sagen,

00:45:58: was ist eine reine Beratung?

00:45:59: Was ist ein reines Coaching?

00:46:01: Ich habe es noch nicht erlebt,

00:46:02: dass ausschließlich ein Anteil nur dabei war.

00:46:05: Und es ist ähnlich wie bei der Trennung zwischen privat und beruflich.

00:46:09: Für mich steht dann der Nutzen im Vordergrund

00:46:11: und ich erkenne nicht so ganz den Nutzen,

00:46:13: wenn ich das für mich so ganz sauber versuche zu trennen,

00:46:15: weil ich denke, es ist das Beste aus beiden Welten im Prinzip.

00:46:20: Und ich glaube, wir hatten uns irgendwann auch mal,

00:46:21: ich meine, dass wir uns darauf verständigt haben,

00:46:24: so müsste ich es eigentlich formulieren.

00:46:25: Vielleicht waren wir es auch nicht,

00:46:26: sondern ich habe das dann daraus abgeleitet,

00:46:28: dass es vielleicht einfach hilfreich wäre,

00:46:31: wenn wir im Kontakt mit potentiellen Klienten und Klientinnen stehen,

00:46:35: die gar keine Ahnung von unseren Themenfeldern haben,

00:46:37: aber einfach nur um Unterstützung bitten,

00:46:39: dass wir dann diesen Gesprächen halt erklären, wie wir arbeiten

00:46:43: und was wir unter unserer Arbeit verstehen,

00:46:45: sodass diese Person dann nicht von uns überredet wird,

00:46:48: weil das wäre nicht systemisch und auch nicht sprachlich manipuliert wird,

00:46:51: sondern einfach auch menschlich ein bisschen fraglich.

00:46:54: Natürlich ethisch, eh fragwürdig,

00:46:55: aber dass wir quasi ein Angebot aussenden,

00:46:58: das ist das, was ich mitbringe und schaue gut für dich,

00:47:01: ob du dir vorstellen könntest, davon zu profitieren

00:47:05: und ob das vielleicht das Richtige für dich ist.

00:47:07: Und wenn wir das halt gut erklären können,

00:47:10: ich glaube, dann wird es auch leichter im Außen verständlich

00:47:13: und begreifbar, wie wir vielleicht auch arbeiten

00:47:16: und was man davon sich versprechen oder was man auch erwarten kann.

00:47:20: Eben nicht diese Geschichte mit "Ich wende mich an Luisa",

00:47:25: die Coaching zum Beispiel, die jetzt sehr viele Ratschläge

00:47:29: für mich bereit hat, damit ich dann ganz schnell zur Lösung komme,

00:47:32: sondern es ist eben ein Begleitprozess

00:47:34: und es ist eher dieser Ansatzhilfe zur Selbsthilfe.

00:47:37: Ja, das finde ich auch.

00:47:40: Aber es ist gerade ein heiß diskutiertes Thema.

00:47:43: Um den Begriff Coaching,

00:47:44: ich verfolge diese Diskussion auch so von der Seitenlinie im Prinzip,

00:47:48: freue mich aber auch, dass ich da für mich

00:47:50: eigentlich einen ganz guten Weg gefunden habe, in dem ich sage,

00:47:52: ich kann jede Frage zu meiner Arbeit beantworten

00:47:55: und muss in der Praxis unterscheide ich es nicht mit dem Reißbrett sozusagen.

00:48:03: Ja, ich glaube, wenn manche Menschen assoziieren,

00:48:07: halt eine gewisse Art von Unterstützung damit,

00:48:10: die ja vielleicht auch gut wäre.

00:48:11: Also wenn ich irgendwo Coaching draufschreibe

00:48:13: und man sich mit mir verknüpfen möchte,

00:48:15: dann macht man es wahrscheinlich, weil man denkt,

00:48:17: ah, da ist jemand, also die Person, an die ich jetzt gerade denke,

00:48:20: da ist jetzt jemand, die unterstützt mich im berufsbezogenen Kontext.

00:48:23: Oftmals wird das, glaube ich, auch damit assoziiert.

00:48:27: Und dann gibt es diese Social Media Bubble,

00:48:29: die vielleicht bei Coaching eher ein Pseudocoaches und so denkt.

00:48:32: Dann wird es halt ein bisschen schwierig,

00:48:34: aber oftmals geht es ja auch eher über diese menschliche Komponente,

00:48:37: dass wir mit jemandem in den Kontakt kommen,

00:48:39: zum Beispiel eben bei unseren Veranstaltungen oder in anderen Momenten.

00:48:44: Und dann erklärst du einfach nur, was du machst

00:48:46: und das Label dahinter ist oftmals gar nicht wichtig,

00:48:49: obwohl uns das im Inneren, ja gerade zum Beispiel auch im systemischen Netzwerk,

00:48:53: ja schon wichtig ist, weil wir schauen,

00:48:55: wer hat wo seine Weiterbildung gemacht,

00:48:57: ist das eine Weit- und Wiesen-Weiterbildung über,

00:48:59: Entschuldigung, die Wortwahl, über einen Wochenende

00:49:02: oder ist es tatsächlich etwas,

00:49:03: was bei einem anerkannten Berufs- oder Fachverband

00:49:06: halt zertifizierbar ist und so solche Sachen.

00:49:09: Da gucke ich tatsächlich immer noch mal drauf,

00:49:11: um halt auch zu sagen, ja, ich habe nicht nur irgendein Zertifikat,

00:49:16: sondern ich unterzeichne damit mehr oder minder

00:49:19: auch die Ethikrichtlinien des Verbandes,

00:49:21: dem ich dann zugehörig mich fühle.

00:49:23: Ja, das finde ich gibt auch noch mal

00:49:26: so ein bisschen Orientierung in der Welt da draußen.

00:49:28: Auf jeden Fall.

00:49:29: Und letztendlich entscheidet das Bauchgefühl des oder der Radsuchenden.

00:49:33: Also es ist wie bei der Wohnungssuche oder beim Autokauf.

00:49:36: Es gibt so bestimmte Sachen, wenn der Bauch sagt,

00:49:38: das ist keine gute Idee, dann liegt er in der Regel nicht ganz falsch.

00:49:41: Also wenn man das Gefühl hat, man versucht sich Sachen oder Angebote

00:49:44: oder Unterstützungsleistung schönzureden,

00:49:47: weil man vielleicht gerade keine Alternative hat,

00:49:49: dann im Zweifelsverliebern noch zwei Nächte drüber schlafen würde ich sagen.

00:49:53: Und es ist halt auch immer so bei den Menschen,

00:49:55: die hier im systemischen Netzwerk organisiert sind.

00:49:58: Es gibt immer die Möglichkeit zu sagen, ich fühle mich hier nicht wohl

00:50:01: oder unwohl, können wir was anpassen?

00:50:03: Oder einmal Beratung reicht auch vielen Dank und niemand ist böse.

00:50:07: Also es ist wirklich so, dass man sagen kann, wir sind,

00:50:11: wir machen das Angebot und es ist eine Einladung.

00:50:14: Und du bist eingeladen, aber du bist nicht verpflichtet zu irgendetwas.

00:50:18: Ja, und das versuche ich im Bereich von Beratung eben auch so zu machen,

00:50:22: dass die Hürden möglichst gering sind und dass man auch sagen kann,

00:50:26: man kann ein Gespräch mit mir haben, man kann auch drei haben oder sieben,

00:50:30: je nachdem, wie was sinnvoll ist und was gewünscht ist.

00:50:33: Und Impulsgespräche zum Beispiel, das ist so die kleinste Zeitkapsel

00:50:37: bei mir von anderthalb Stunden.

00:50:39: Da halte ich auch immer so ein bisschen was frei für Menschen,

00:50:42: die sagen, ich hab dann Konflikt gelässt, will ich seit fünf Tagen nicht schlafen.

00:50:45: Ich weiß nicht so richtig, wie ich daran gehen soll.

00:50:48: Oder ich hab das Gefühl, ich bräuchte mal eine Idee zu irgendeinem Sachverhalt,

00:50:53: vielleicht auch ein beruflicher.

00:50:55: Und ich bräuchte einfach mal einen zweiten Kopf, der dann noch mal mitdenkt

00:50:58: und vielleicht mal drüber guckt und vielleicht mal Feedback gibt.

00:51:01: Dann macht das schon so einen Unterschied.

00:51:03: Nach anderthalb Stunden weiß man auf jeden Fall mehr als vorher

00:51:07: und viel mehr braucht es manchmal auch einfach gar nicht.

00:51:09: Und dann weiß man wieder, wie man die nächsten Schritte setzt.

00:51:12: Und das ist eben das, was wir ja alle gelernt haben.

00:51:15: Das ist immer manchmal schwierig zu erklären.

00:51:17: Klar, wir hören zu, aber wir sind professionelle Zuhörer.

00:51:22: Und das muss man lernen.

00:51:23: Und das darf man verfeinern, sein ganzes Leben lang eigentlich.

00:51:27: Und in der Rolle als professionelle Zuhörerin fühle ich mich eigentlich ganz wohl.

00:51:32: Ich hab ein gebildetes Ohr sozusagen und höre auf die Dinge,

00:51:36: die hilfreich sind, die wir uns noch mal vornehmen müssen.

00:51:39: Und ja, so sehe ich das.

00:51:44: Da muss ich gerade an Momo denken von Michael Ende, ne?

00:51:48: Ich glaub, Michael Ende nicht.

00:51:49: Das war, glaube ich, auch das Buch meines Lebens ist das, glaube ich.

00:51:52: Damit ging es los.

00:51:53: Das würde ich auch jeder erwachsenen Person empfehlen.

00:51:56: Gar nicht unbedingt nur Kindern, ganz im Gegenteil.

00:51:59: Auf jeden Fall bitte mit erwachsenen Augen nochmal lesen.

00:52:02: Ja, genau.

00:52:02: Habe ich auch vor ein paar Jahren gemacht und habe mir einen Abschnitt tatsächlich auch

00:52:06: rausgegriffen.

00:52:08: Da geht es tatsächlich ums Zuhören und Momo wird gefeiert für ihre Zuhörkompetenz.

00:52:12: Das heißt, wenn wir alle darin besser werden wollen,

00:52:15: dann sollten wir vielleicht nochmal Momo lesen und können auch noch andere Erkenntnisse daraus ziehen.

00:52:20: Ja, ich habe noch ein paar Fragen.

00:52:22: Ich gucke ein bisschen auf die Uhr.

00:52:24: Ich würde gerne nochmal andocken an eine der Fragen,

00:52:26: die ich in einem Frage Rauschung stellt habe.

00:52:29: Und zwar gibt es auch Menschen, die bei dir nicht richtig sind.

00:52:33: Ach stimmt, ja genau.

00:52:35: Da habe ich nicht drauf geantwortet.

00:52:36: Auf jeden Fall ist das möglich.

00:52:38: Also erst mal ist jemand bei mir nicht richtig, der das Gefühl hatte,

00:52:42: hier mich stimmt nicht und die Freiheit haben beide Seiten.

00:52:47: Zu sagen, das passt einfach nicht, ist logisch.

00:52:51: Das ist auch menschlich.

00:52:53: Und ich denke, wenn jemand das Gefühl hat, er kommt zu mir und er möchte gerne recht behalten.

00:52:57: Recht haben und recht behalten in seiner Sicht der Dinge.

00:53:01: Dann wird es ein bisschen kniffelig, weil es ja schon darum geht,

00:53:04: auch mal vielleicht sich in die Schuhe der anderen Person,

00:53:08: mit der man vielleicht gerade nicht so gut kann oder was man gerade nicht verstehen kann,

00:53:11: da mal für einen Moment reinzustellen und mal anzufühlen,

00:53:14: wie ist das so, was ist der gute Grund, warum der oder diejenige so handelt,

00:53:17: damit man eben so ein Muster auch mal ein bisschen knacken kann.

00:53:20: Also, wer jemand gerne recht haben und recht behalten will,

00:53:24: wird es schwierig vielleicht oder ganz klar,

00:53:26: eben wenn es eher eine therapeutische Indikation gibt.

00:53:29: Und für mich sind es da so Kriterien, wenn sich trotz ganz vieler Gespräche über nächste Schritte

00:53:36: kein Fortschritt einstellt, wenn das einfach nicht möglich ist.

00:53:39: Oder wenn ja jemand wirklich in seiner eigenen Welt zu sein scheint und nicht so sehr im Hier und Jetzt.

00:53:44: Oder wenn wir eigentlich gar nicht ins Gespräch kommen können über eine positive Zukunft.

00:53:51: Das sind so Kriterien, wo ich dann sagen würde,

00:53:54: ich glaube, es wäre gut, wenn sie sich nochmal therapeutische Hilfe suchen.

00:53:58: Aber man kann durchaus, und das biete ich auch an,

00:54:01: die Wartezeit auf einen Therapieplatz in Form von systemischer Beratung ein bisschen überbrücken.

00:54:06: Nicht, weil wir dann schon anfangen zu arbeiten, sondern einfach um eine Anlaufstelle zu haben,

00:54:11: dass es in der Zeit nicht schlimmer wird, dass wir stabilisieren können.

00:54:15: Und vielleicht gucken kann, was das Netzwerk in der Zwischenzeit schon an Hilfestellung leisten kann.

00:54:19: Ja, da scheinen wir den ähnlichen Ansatz zu haben.

00:54:22: Also, ich mache das moment relativ häufig.

00:54:24: Ich habe das Gefühl, dass ich fast ziemlich viele meiner Klientinnen in Richtung Psychotherapie

00:54:30: auch immer noch mal wieder nicht schicke, sondern eher verweise und sage,

00:54:35: überleg doch mal, ob das nicht vielleicht eine gute Idee für dich wäre.

00:54:38: Oftmals waren sie auch schon mal in der Therapie und das ist eine längere Zeit her.

00:54:44: Dann kommen Themen in der beruflichen Welt plötzlich wieder.

00:54:47: Und dann stellt man fest, aha, da ist etwas, was immer noch da ist.

00:54:51: Und dann bin ich auch so, dass ich sage, okay, ich habe es ja vorher angekündigt.

00:54:54: Ich glaube, das ist der Moment, wo es vielleicht hilfreich wäre.

00:54:57: Und ich sage aber auch, ich schicke niemanden weg.

00:54:59: Wenn es ein stabilisierendes Gespräch braucht, dann ist das vollkommen in Ordnung.

00:55:03: Aber nur unter der Maßgabe, dass du die Unterstützung suchst.

00:55:07: Auch wenn es schwierig ist, das wissen wir alle.

00:55:09: Deutschland hat einen freien Therapieplatz zu finden.

00:55:12: Aber trotzdem müssen wir da ja auch auf uns selber Acht geben,

00:55:16: weil wir dann auch nur begrenzt wirksam werden können.

00:55:19: Das ist so und gleichzeitig weiß ich z.B. aus meiner Zeit bei Wildwasser,

00:55:25: was eine Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt ist.

00:55:29: Dass es unglaublich wichtig ist, solche alternativen und begleitenden

00:55:32: und überbrückenden Angebote zu haben.

00:55:37: Ja, danke.

00:55:40: Wenn du jetzt ein bisschen in Richtung Zukunft schaust,

00:55:42: also wir hatten zwar jetzt schon den Maßbewohner zu Besuch.

00:55:45: Also noch ist diese Möglichkeit der Abenteuer,

00:55:51: sprich der Besuche des Maß und umgekehrt nicht möglich, aber wer weiß.

00:55:56: Und du guckst so ein bisschen auf die technologische Entwicklung.

00:56:00: Grüße gehen raus an die künstlichen Intelligenzen dieser Welt.

00:56:05: Und da wäre meine Frage, wie siehst du das eigentlich?

00:56:09: Siehst du das als, oh Jippie, endlich kann ich Unterstützung bekommen

00:56:14: und kann mich multiplizieren.

00:56:17: Und irgendwelche KI's können quasi ein Chat-Bot für mich kreieren.

00:56:22: Oder denkst du auch, nee, es ist eigentlich maglicher mein Job

00:56:27: und ich möchte ihn auch nicht verlieren.

00:56:28: Also in welcher Welt bist du da so unterwegs, wenn du in Richtung Zukunft schaust?

00:56:35: Ich merke, dass ich mich eigentlich mit diesem Thema gar nicht so sehr beschäftige.

00:56:39: Mein erster Impuls zu der Frage war, es lief vor 1000 Jahren mal ein Kinofilm.

00:56:43: A.I. künstliche Intelligenz, wenn man sich erinnert vielleicht?

00:56:46: Tatsächlich, den kenn ich schon wieder nicht.

00:56:48: Macht nichts.

00:56:50: Aber ich weiß nämlich noch, ich bin rausgegangen aus dem Kino.

00:56:53: Es war irgendwie nicht mein Thema.

00:56:55: Welches Jahr war denn das?

00:56:56: Oh Gott, ich war noch ein Teenager, glaube ich.

00:56:59: Also Marc mit dem Thema zusammengehangen haben,

00:57:04: vielleicht auch mit einem Schauspieler, den ich nicht mochte, ich weiß nicht.

00:57:06: Jedenfalls, das ist ähnlich wie bei der Diskussion, über die wir vorhin schauen.

00:57:12: Ich gucke mir das von der Seitenlinie an und ich beobachte das.

00:57:15: Und ich bin dankbar für die Assistenz von ChatGPT manchmal,

00:57:18: weil es mir zum Beispiel bei Schreibblockhaden hilft.

00:57:22: Also ich habe Schwierigkeiten, Sachen gut zu verschriftlichen zum Beispiel.

00:57:25: Und da bin ich sehr dankbar, dass es mir da leichter gemacht wird.

00:57:32: Aber ich habe auch gar nicht darum gebeten, dass es ChatGPT gibt.

00:57:34: Also das ploppt dann immer so auf und dann kann ich das nutzen, was mich sehr freut.

00:57:39: Und mal gucken, was als nächstes noch so aufploppt.

00:57:41: Aber ich merke meine Gedanken gehen da gar nicht so sehr hin, mir zu überlegen,

00:57:45: wofür ich das jetzt noch nutzen könnte oder was ich noch durch die KI effizienter machen könnte oder so was.

00:57:51: So, ich nutze das, was da ist und gucke, wo es für mich Sinn macht.

00:57:55: Aber weiter denken ist gerade irgendwie bei mir gar nicht so.

00:57:58: Ich bewundere das sehr, wie du das machst, weil ich natürlich auch enorm davon profitiere,

00:58:02: wenn ich sehe, wo man es überall irgendwie einfügen kann.

00:58:06: Also es ist ja, es hat ja auch ein Hobbystatus für viele.

00:58:09: Und einfach sagen, das ist irgendwie, das erweitert meine Möglichkeiten

00:58:13: und dann mal gucken, wofür das gut ist und was man damit tun kann.

00:58:16: Ja, bei mir ging das ja über die Ebene des Spaßes und des Erkundens und des Ausprobierens.

00:58:21: Und ich habe halt da, also ich kann mir das selbst manchmal nicht erklären, aber ich habe da so ein Sog hin.

00:58:27: Und ich bin immer irritiert, wenn andere diesen Sog nicht haben.

00:58:31: Das ist aber nicht die Motivation, mit der ich diese Frage gestellt habe,

00:58:34: sondern ich kenne halt ganz viele Menschen gerade auch aus unserer Branche,

00:58:38: die sehr unsicher im Umgang mit digitalen Technologien sind und vielleicht auch gewisse Ängste haben.

00:58:44: Und ich war einfach jetzt sehr neugierig, wir sind ja ein Online-Netzwerk.

00:58:47: Das heißt, wir haben vielleicht eh schon eine grundsätzliche Tendenz zu Online-Arbeit

00:58:54: beziehungsweise in online oder virtuellen Welten unterwegs zu sein und sich zu vernetzen.

00:58:58: Und da habe ich so ein paar Hypothesen gebildet, wie es vielleicht um eure Einstellung zum Thema KI gehen könnte.

00:59:06: Und was ich jetzt bei dir raushöre, ich würde dann eher sagen,

00:59:09: vielleicht bist du einfach grundsätzlich zufrieden, weil so geht es gut mit dem, wie es halt gerade ist.

00:59:15: Ich meine, du kommst ja auch gerade in der Selbstständigkeit erst weiter an.

00:59:19: Und vielleicht ist da auch einfach schon ausreichend vorhanden, mit dem du halt gut arbeiten kannst.

00:59:24: Und oftmals entsteht ja so ein Veränderungssog, wenn eben etwas nicht in Ordnung ist

00:59:29: und man das gerne ausprobieren möchte, um Dinge zu verbessern.

00:59:34: - Wenn es ein Problemlöser ist, ne? - Ja, genau.

00:59:36: Ich kenne immer zwei Varianten. Entweder es ist ein Problemlöser,

00:59:39: also jetzt gerade auch aus einem Changemanagement oder so.

00:59:42: Oder es ist die Sehnsucht nach etwas Neuem, ohne dass das alte schlecht sein muss.

00:59:47: Und die beiden Varianten gibt es ganz häufig, das ist in Jobs zum Beispiel auch so.

00:59:51: - Stimmt. - Es ist irgendwie okay.

00:59:53: Aber wer weiß, vielleicht gibt es irgendwo etwas, was noch besser ist.

00:59:56: Weißt du, das ist so ein Gefühl von.

00:59:59: Und vielleicht gibt es das bei uns bezüglich des Themas halt genauso.

01:00:03: Und das finde ich ganz spannend, dass so mit euch zu erkunden,

01:00:07: wie es da um euch und uns so steht.

01:00:09: - Ja, ja. Also wenn ich so ein bisschen länger darüber nachdenke,

01:00:13: was mich nicht ganz so in die Euphorie treibt, ist die Erfahrung,

01:00:20: dass es eigentlich keiner, oder vielleicht seh ich es auch zu einenseitig,

01:00:25: aber mir fällt jetzt gerade nicht ein, ob es technische Innovationen gab,

01:00:29: die dazu geführt haben, zum Beispiel, dass wir tatsächlich weniger arbeiten.

01:00:33: Also wir haben Autos, dann kommen wir schneller von A nach B

01:00:36: und damit wir schneller mit der Arbeit beginnen und später aufhören können.

01:00:39: Und wenn ich die Geschirrspülmaschine anstelle,

01:00:41: lege ich mich in der Regel nicht 20 Minuten aufs Sofa,

01:00:43: um die Zeit zu genießen, die mir geschenkt wurden.

01:00:46: Und ich denke dann immer an Momo und sehe eigentlich in allen Ecken graue Herren,

01:00:50: die sich die Hände reiben, wie schön wir alle Zeit sparen,

01:00:54: von der wir aber eigentlich gar nichts haben.

01:00:56: Und wenn ich das jetzt mal übertrage auf meine kleine KI-Nutzung,

01:00:59: wenn ich dann ganz schnell eben doch mal so einen Beitrag bearbeitet,

01:01:02: Kriege oder ein Text schön gekürzt habe,

01:01:05: ist es ja nicht so, dass ich die Zeit dann genieße,

01:01:07: sondern ich packe sie mir voll mit dem nächsten Projekt.

01:01:10: Und ich habe so ein bisschen Sorge, dass das vielleicht irgendwann auch die Schlagzahl bestimmt,

01:01:14: die mein Arbeitstag bekommt, weil es natürlich auch alles dann viel einfacher

01:01:18: und viel schneller geht und viel direkter.

01:01:21: Das ist so meine kleine Dystopie, das muss überhaupt nicht so sein.

01:01:25: Und natürlich ist man dann selber auch sehr dafür verantwortlich,

01:01:28: dass das nicht so kommt, aber das ist zumindest das,

01:01:31: was ich aus der Vergangenheit so mitgenommen habe.

01:01:33: Und wo ich einfach ein bisschen skeptisch bin, ob wir da ...

01:01:38: Ja, also ich denke, man sollte da nicht nur auf ein Pferd setzen so.

01:01:42: Und ich merke, meine Energie geht immer dahin.

01:01:45: Wie kann ich noch mehr Leute einladen?

01:01:47: Wie kann ich noch mehr Leute einladen,

01:01:49: dass wir uns austauschen miteinander,

01:01:50: sprechen eine schöne Zeit haben?

01:01:52: Und ich rede gerne online über meine Arbeit und mache sie gerne offline.

01:01:57: Vollkommen in Ordnung.

01:01:58: Also ich würde es mir auch nicht anmaßen zu sagen,

01:02:00: dass das eine richtig und das andere falsch ist.

01:02:02: Also das bin ich, glaube ich, systemikerin genug.

01:02:04: Also einfach nur so.

01:02:06: Es könnte ja jetzt auch jemand darauf kommen, zu sagen,

01:02:08: ja, das ist aber ja nicht richtig oder was auch immer.

01:02:11: Das ist mir relativ gleich.

01:02:12: Ich glaube, wir sollten uns nicht verschließen vor dem, was da ist.

01:02:15: Deswegen finde ich das mit der Seitenlinie eigentlich an schön,

01:02:17: also so ein wachsames Auge vom Rand,

01:02:20: darauf zu haben und darauf zu richten.

01:02:23: Und mal gucken, wie sich das weiterentwickelt.

01:02:26: Ich dachte übrigens gerade bei deinen Ausführungen an Hartmut Rosa.

01:02:29: Ich bin ja ein großer Fan.

01:02:30: Das ist in meinem Versuch umfalt sehr bekannt.

01:02:33: Ja, genau. Er ist wunderbar.

01:02:35: Ich finde ihn die Bücher manchmal schwer zu konsumieren.

01:02:38: Gelinglich kriegt man Podcast Folgen von ihm ganz gut serviert.

01:02:42: Er hat eine unglaubliche Redegeschwindigkeit.

01:02:43: Ich finde ihn sehr klug.

01:02:45: Und der sagt zum Beispiel auch oder hat auch die Überzeugung in sich,

01:02:49: dass er das beobachtet oder Studien das auch belegt haben,

01:02:52: wenn wir mehr Raum haben, mehr Zeit,

01:02:54: dass wir sie eigentlich sofort nutzen

01:02:55: und immer diesen Effizienzgedanken in uns tragen.

01:02:59: Also noch mehr ausnutzen, noch mehr.

01:03:01: Deswegen könnte ich dem schon zustimmen, was du gesagt hast.

01:03:04: Weil ich das selber in den Umfeldern,

01:03:06: in denen ich auch beruflich unterwegs bin, beobachte.

01:03:08: Die Menschen sind permanent gestresst.

01:03:10: Dann haben wir die ganzen Erkrankungen, die Stress.

01:03:12: Okay, zum Beispiel, da hast du mehr Einblick.

01:03:14: Du hast andere Kunden, andere Klienten,

01:03:17: als ich das habe mit den Privatleuten mehr oder minder.

01:03:20: Ja, also das beobachte ich schon.

01:03:22: Das beobachte ich auch mit Sorge.

01:03:24: Ich sorge auf meinen eigenen Lebensstil teilweise genauso.

01:03:29: Und da in den Kontexten, an die ich gerade denke,

01:03:33: gibt es schon bereits sehr viel Digitalisierung.

01:03:35: Da gibt es bereits sehr viel Fortschritt.

01:03:37: Und man kann das bestimmt auch anders machen.

01:03:39: Aber wenn wir nicht unsere Welt nach dem Wert vielleicht auch Gesundheit

01:03:47: und vielleicht auch Balance oder so ausrichten,

01:03:50: sondern immer nur in Richtung Beschleunigung

01:03:52: und vielleicht auch Ökonomiegröße gehen außer den Kapitalismus.

01:03:55: Ich glaube, dann wird es halt auch nicht besser werden,

01:03:58: weil wir dann in dieser Spirale vermutlich auch drin sind.

01:04:01: Oh Gott, jetzt ist es viel zu negativ, um den Podcast gleich zu enden.

01:04:04: Nein, es ist nicht, aber für mich...

01:04:05: Also wir waren ja auch sehr sonnig unterwegs bisher.

01:04:09: Ja, meine Güte.

01:04:10: Und jetzt auf die letzten Meter wird es richtig düster.

01:04:12: Ja, aber weißt du, wir sprachen über Momo und über Zuhören und über Zeit.

01:04:17: Und für mich ist immer so ein bisschen die Frage,

01:04:18: womit möchtest du deine Zeit verbringen und womit willst du sie füllen?

01:04:24: Und ich glaube, wenn man unglaubliche Freude daran hat,

01:04:28: sich in solche Entwicklungen reinzuwühlen und zu sagen,

01:04:31: ich versuche wirklich zu entdecken, was das möglich macht

01:04:33: und wofür es gut sein kann

01:04:35: und was vielleicht tatsächlich auch einen richtig guten Mehrwert hat für Menschen,

01:04:38: dann finde ich das toll.

01:04:39: Deswegen schätze ich, dass sehr, wenn wir von dir zum Beispiel

01:04:41: immer mal wieder so Schnipsel bekommen,

01:04:43: weil ich diesen Antrieb gar nicht habe und denke,

01:04:46: ey, das ist ja toll, ich kann mal ein bisschen gucken, was da so los ist.

01:04:49: Und gleichzeitig kann ich anderen Leuten folgen,

01:04:52: die mir erklären, wie man schöne Hortensehne im Garten zieht,

01:04:55: weil die damit gerne ihre Zeit verbringen und so weiter.

01:04:58: Also das macht es ja auch aus, dass wir unterschiedlich ticken

01:05:01: und dass wir unterschiedliche Leidenschaften vor allem auch haben.

01:05:04: Und wenn es in Form von Leidenschaft ist,

01:05:05: dass man sich da einfach reinhängt und rein vertieft

01:05:09: und da auch Innovation vorantreibt,

01:05:13: kann ich da an dieser Sache auch gar nichts Schlimmes finden.

01:05:16: Und wir gucken, was draus wird.

01:05:19: Na, ist okay, ist okay.

01:05:21: Mein Gehirn ist gerade ein bisschen verwirrt.

01:05:22: Ich denke gerade darüber nach, ich habe dir die KI-Frage gestellt,

01:05:25: aber ich glaube, meine Abschlussfrage,

01:05:27: die habe ich noch nicht an dieser Stelle gestellt.

01:05:31: Ich schau mal, wie wir quasi in Richtung Landeanflug gehen.

01:05:35: Da kannst du noch mal alles geben

01:05:38: und korrigier mich, falls ich sie doch an eine Stelle schon gestellt habe.

01:05:41: Okay, was würde sich deiner Meinung nach verändern,

01:05:44: wenn alle Menschen systemisch agieren auf dieser Welt?

01:05:49: Ich mache es mal ganz kurz.

01:05:51: Kleiner haben wir es nicht.

01:05:52: Kurze knackige Antwort.

01:05:54: Kurze knackige Antwort, bitte jetzt.

01:05:56: Ja, wenn wir gelernt hätten,

01:05:59: dass wir uns mal auf die andere Seite stellen,

01:06:02: nur nicht nur unsere Sicht der Dinge verfolgen.

01:06:04: Und wenn wir festgestellt hätten,

01:06:05: dass es sich lohnt, miteinander an einem gemeinsamen Ziel zu arbeiten

01:06:08: und dass das gelingt,

01:06:11: ich glaube, das wäre eine schöne Voraussetzung

01:06:14: für alles, was sich darauf dann aufbauen könnte.

01:06:18: Ich glaube, es wäre um einiges empathischer, reflektierter,

01:06:22: vielleicht friedvoller.

01:06:24: Und gleichzeitig braucht es bestimmt auch gute Varianten für,

01:06:29: wenn schnell entschieden werden muss, wie lösen wir das dann?

01:06:32: Also klar, wenn das Haus brennt, dann laufen wir raus,

01:06:34: dann gucken wir nicht noch, was wäre die beste Idee.

01:06:38: Und auch das muss dann klar sein.

01:06:39: Es ist, denke ich eben, wie immer, es braucht so eine Balance.

01:06:42: Alle Systeme denken, würde wahrscheinlich auch zu einer ganz großen Komplexität

01:06:46: und irgendwie auch ein bisschen zu Verwirrung führen,

01:06:47: wenn man dann immer alles beleuchtet, so.

01:06:50: Ja, vielleicht auch nur zu einer gewissen Langsamkeit.

01:06:53: Ja, genau.

01:06:54: Ja, ach, schön, danke.

01:06:56: Ich glaube, ich muss aus der letzten Frage und aus euren Antworten

01:07:00: muss ich irgendwann mal eine Zusammenfassung schneiden,

01:07:02: weil die Antworten unglaublich schön sind.

01:07:05: Vielen Dank dafür.

01:07:05: Ist ja auch eine tolle Frage.

01:07:07: Ja, danke dafür.

01:07:09: Tatsächlich hättest du jetzt noch Raum.

01:07:11: Also, falls ich irgendwas nicht gefragt habe,

01:07:13: aber du unbedingt noch eine Antwort geben möchtest

01:07:16: oder etwas kommentieren willst, etwas zum Schluss sagen willst,

01:07:19: dann wäre das jetzt der Moment.

01:07:21: Und dann werden wir uns bald voneinander verabschieden.

01:07:25: Also, eine Antwort auf eine Frage, die noch nicht gestellt wäre,

01:07:29: wäre für mich, Einsamkeit macht alles schlimmer.

01:07:33: Das ist so meine Erfahrung der meiner bisherigen Lebensjahre,

01:07:37: egal ob privat oder beruflich.

01:07:39: Egal wer mir begegnet, egal was ist, Einsamkeit macht alles schlimmer.

01:07:42: Das Gefühl, irgendwo allein da zu stehen,

01:07:44: egal wie viele Menschen um einen rum sind

01:07:46: oder sich nicht verstanden zu fühlen oder sowas.

01:07:49: Das ist nicht schön.

01:07:50: Deswegen im Zweifelsfall immer mal gucken,

01:07:52: wer da helfen kann und nicht allein bleiben.

01:07:55: Wo kommt das gerade her?

01:07:56: Jetzt kommt meine Systeme zu spüren.

01:07:59: Also, gerade durch, die sich fragt, wo hast du das gerade ausgegraben,

01:08:03: diesen Gedanken?

01:08:04: Diesen Gedanken habe ich oft, ganz oft.

01:08:11: Weil ich glaube, meine Erfahrung war mal ziemlich einschneidend,

01:08:16: sehr einsam zu sein unter vielen Menschen.

01:08:20: Also, das war so, wenn man umzieht in eine fremde Stadt,

01:08:22: obwohl das vielleicht nicht so ganz selbst gewählt war,

01:08:24: einfach weil da der Job ist oder weil da die Uni ist oder sowas.

01:08:28: Und das Gefühl zu haben, ich komme da einfach lange nicht an.

01:08:30: Und irgendwie weiß ich nicht, wo hier mein Ort ist,

01:08:33: mein Platz ist, wo hier meine Leute sind,

01:08:35: wo ich was lassen kann und wo es auffällt, wenn ich nicht da bin.

01:08:40: Also, das ist eine ziemlich existenzielle Erfahrung.

01:08:42: Und ich glaube, die kennen viele Menschen in der einen oder anderen Form

01:08:46: und wissen, wie sich das anfühlt

01:08:47: und was es mit dem Wohlbefinden, mit der Psyche, mit dem Körper,

01:08:51: mit allen möglichen Dingen so tut, dieses Gefühl und dieser Zustand.

01:08:56: Und wenn die, das ist ja nicht eine Einsamkeit,

01:09:00: die vielleicht auch erholsam ist oder sowas.

01:09:03: Wenn das ein unangenehmes Gefühl ist,

01:09:05: dann finde ich, sollte das nicht zu lange so bleiben müssen.

01:09:08: Das ist quasi, also dann würde ich das übersetzen als Empathie,

01:09:13: vielleicht genau diese Gruppierung, den es jetzt gerade so geht,

01:09:16: aber auch mit vielleicht ein bisschen dem Wink in Richtung

01:09:19: sich dann Unterstützung zu holen, habe ich das richtig rausgehört.

01:09:22: Egal, auf welche Art und Weise.

01:09:24: Ja, ja, danke schön für den Gedanken.

01:09:28: Hast du noch etwas, was du schon zum Schluss sagen möchtest?

01:09:31: Nein.

01:09:33: Herrlich, ich danke dir für das Durchrauschen

01:09:36: durch deine, ja, durch deine systemische Bühnenlandschaft,

01:09:40: um es mal so zu sagen.

01:09:41: Vielen Dank.

01:09:42: Blicken hinter die Kulissen.

01:09:43: Somit herzlichen Dank für das Betreten der systemischen Bühne.

01:09:47: Vielen Dank für das Forum dafür.

01:09:49: Ja, sehr gerne.

01:09:50: Schön, dass du mitgemacht hast.

01:09:52: An unsere Zuhörenden, wenn ihr mehr über Louisa erfahren wollt,

01:09:56: wir verdinken euch Louisa's Profil in den Show Notes,

01:09:59: genauso auch wie unser systemisches Netzwerk.

01:10:02: Podcasts leben davon, dass sie Achtung, Werbepart,

01:10:06: geherzt, geteilt, kommentiert werden, damit sie mehr Reichweite bekommen.

01:10:10: Wir freuen uns natürlich über jeden Einzelnen oder jede Einzelne,

01:10:13: die zuhört, aber wir freuen uns noch mehr,

01:10:15: wenn ihr die Folge toll befunden habt

01:10:18: und die an mögliche Interessierte weiterleitet.

01:10:21: Das hilft uns sehr bei der Verbreitung der Inhalte.

01:10:24: Somit versucht uns da ein bisschen zu unterstützen.

01:10:29: Unser Podcast ist noch recht frisch

01:10:30: und wir freuen uns, wenn wir die systemischen Gedanken

01:10:33: in die Welt hinaus tragen können.

01:10:35: Herzlichen Dank, liebe Louisa.

01:10:36: Wir sehen uns bald bestimmt bei irgendeiner Veranstaltung

01:10:39: im systemischen Netzwerk oder in Hamburg beim Frühstück.

01:10:41: Ganz bestimmt.

01:10:43: Ich wünsche dir einen guten Abend, eine schöne Zeit

01:10:45: und sage Tschüss an Louisa und Tschüss an unsere Zuhörenden.

01:10:49: Tschüss, vielen Dank.

01:10:50: Tschüss.

Kommentare (1)

Norbert

Auch diese Folge sehr bereichernd und herzöffnend....gerade, wenn es um die Haltung geht, die z.B. auch Ben Furman vertritt (s. "Ich schaff's" ;-)) Danke!

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