Der Trauer Raum geben - im Gespräch mit Christine Ruppe

Shownotes

In dieser Folge sprechen wir mit Christine Ruppe darüber, wie systemisches Coaching Menschen unterstützen kann, die mitten im Leben stehen – und plötzlich von Trauer und Verlust getroffen werden. Insbesondere für Führungskräfte und Menschen mit viel Verantwortung entsteht in Krisenzeiten häufig der Druck, "weiter funktionieren" zu müssen. Doch was passiert, wenn Emotionen überrollen, der Körper Signale sendet und der Kopf leer ist?

Christine zeigt auf:

  • warum Trauer so individuell ist und dennoch oft ähnlich verläuft,
  • wie Resilienz und systemische Perspektiven helfen, Trauerprozesse aktiv zu begleiten,
  • welche besonderen Herausforderungen Führungskräfte und Selbständige in Trauer erleben,
  • wie Organisationen ihre Mitarbeitenden in solchen Situationen besser begleiten könnten,
  • und warum Offenheit im Umgang mit Tod, Trauer und Verlust dringend in unsere Gesellschaft gehört.

Außerdem sprechen wir über den Umgang mit Männern in Trauer, über neue digitale Entwicklungen wie KI-gestützte Trauerbegleitung und warum Zuhören ein Schlüssel für mehr Miteinander ist.

Gästeinfos: Christine Ruppe ist Trauer- und Resilienzcoach für Menschen mit Verantwortung, insbesondere für Führungskräfte und Unternehmer:innen, die in Krisen- oder Trauersituationen handlungsfähig bleiben müssen. Ihr Angebot richtet sich an Menschen, die funktionieren müssen, sich aber dennoch Unterstützung wünschen.

🌐 Mehr zu Christine: Website: www.gefuehlskarussell.com LinkedIn: linkedin.com/in/christine-ruppe Instagram: instagram.com/gefuehlskarussell_com Facebook: facebook.com/Gefuehlskarussell

📩 Kontakt: info@gefuehlskarussell.com

🎧 Über Mindvolution: Mindvolution ist der Podcast des systemischen Netzwerks. Wir tragen dazu bei, dass psychische Gesundheit besprechbar wird und zeigen auf, wie systemische Beratung, Coaching, Therapie und Organisationsentwicklung wirken können. Unsere Gäst:innen gewähren Einblicke in ihre Praxis und zeigen, wie vielfältig systemische Arbeit ist. ➡ Mehr Infos: beratung-coaching-therapie.sharetribe.com

Wir freuen uns, wenn du die Folge teilst, abonnierst und rezensierst – damit noch mehr Menschen von unserem Podcast erfahren.

Transkript anzeigen

00:00:00: Moin moin und herzlich willkommen bei MindVolution, dem Podcast des systemischen Netzwerks, einem

00:00:16: Zusammenschluss systemischer Fachkräfte. Wir tragen mit MindVolution dazu bei,

00:00:21: dass psychische Gesundheit besprechbar und es selbstverständlich wird,

00:00:24: Unterstützung in schwierigen Lebenslagen hinzuziehen.

00:00:27: Du erfährst in unserem Podcast, dass es neben den klassischen Psychotherapie-Verfahren auch

00:00:32: weitere Hilfsangebote gibt, die kurzfristig zur Verfügung stehen und zu dem, welche Unterschiede

00:00:38: es unter diesen insbesondere auch auf dem Coaching-Markt gibt. Unsere Gäst*innen lassen

00:00:43: hinter die Kulissen ihrer beruflichen Praxis blicken und zeigen dir auf, wie Gesprächsprozesse

00:00:47: ablaufen und wie wirkungsvoll systemische Prozessbegleitung sein kann. In MindVolution

00:00:53: erfährst du wie vielfältig systemische Beratung, systemische Coaching, systemische Therapie und

00:00:58: Organisationsentwicklung ist. Wessen Stimme spricht ihr zu dir? Mein Name ist Sandra Brauer,

00:01:03: ich bin die Gründerin des systemischen Netzwerks und Gastgeberinnen unseres Podcasts. Viel Freude

00:01:08: beim Zuhören. Ja, vor mir sitzt Christine und ich freue mich immer, dass ich zumindest

00:01:15: dir die Möglichkeit habe, meine und unsere Gäst*innen auch tatsächlich zu sehen. Das ist

00:01:21: immer so schön, in eure Gesichter bei den einzelnen Gesprächen zu schauen. Christine,

00:01:26: ich mach's meistens immer so, dass ich nicht die Vorstellung mache, sondern lieber aus euch und

00:01:33: in diesem Fall aus dir selbst heraushöre, wer du eigentlich bist, somit schön, dass du der

00:01:37: Einladung zum Podcast gefolgt bist und heute hier im MindVolution Podcast zu Gast bist. Magst du

00:01:44: verraten, wer du so bist, kurz und knapp? Das wäre großartig. Ja, hallo Sandra, natürlich sehr gerne.

00:01:51: Erst mal vielen Dank für die Einladung, dass ich hier sein darf. Macht immer große Freude,

00:01:57: da auch mal ein bisschen über sich selbst erzählen zu dürfen. Ich bin Christine Ruppel,

00:02:03: ich habe vor zwei Jahren das Gefühlskarussell gegründet sozusagen. Das ist Trauer Coaching

00:02:11: und Resilienzkouching. Darüber werden wir sicherlich auch gleich noch ein bisschen mehr erzählen.

00:02:15: Das ist so ein ganz großes Herzensthema und ich bin 53 Jahre alt, wohne in München und ja,

00:02:29: ich glaube, alles andere wird sich im Laufe des Gespräches sicherlich noch zeigen und ich freue

00:02:36: mich auf unser Gespräch. Ich danke dir. Am liebsten würde ich jetzt schon kurz einhaken,

00:02:41: wie du auf Gefühlskarussell gekommen bist. Aber ich vermute, wenn ich dir zwei, drei andere

00:02:46: Fragen stelle, kommen wir intuitiv auch darauf. Der Podcast dient ja dazu, dass wir so ein bisschen

00:02:52: hinter die Kulissen unserer systemischen Kolleg*innen im systemischen Netz wegklicken, teilweise auch

00:02:58: hinter die Kulissen unserer Kooperationspartner wie in den Folgen davor, der Michael Wienz von

00:03:04: den Emotionswelten und auch Benjamin Lambeck vom Coaching Space. Und heute scheinen wir auf jeden

00:03:10: Fall hinter die Kulissen der Christine und dem Gefühlskarussell zu blicken. Christine,

00:03:15: wie bist du denn eigentlich zum systemischen Arbeiten gekommen? Kannst du dich noch daran

00:03:20: erinnern, was so den Ausschlag gegeben hat, dich in eine solche Richtung weiterzuentwickeln?

00:03:26: Ja, jetzt gab es keinen so richtigen Knackpunkt, dass ich mich jetzt dafür konkret entschieden

00:03:34: hätte, aber ich habe angefangen 2015 das erste Mal Kontakt zu bekommen mit dem Thema Coaching,

00:03:42: Coaching-Ausbildung und habe da erstmal eine NLP-Ausbildung gemacht. So ein NLP ist jetzt natürlich ja

00:03:48: eigentlich das Gegenteil von systemisch, fast zumindest, bezieht sich ja eher so auf die

00:03:55: innere Welt des Einzelnen. Und mir hat da immer so ein bisschen was gefehlt und deshalb habe ich

00:04:01: da auch nur den Practitioner gemacht, nur in Anführungsstrichen und bin da gar nicht weitergegangen,

00:04:07: bis hin zum NLP-Coach. Weil mir was gefehlt hat, ohne dass ich gewusst habe, was mir fehlt und ich

00:04:15: habe dann einige Jahre später in meiner Rolle als damals die Geführungskraft was gesucht,

00:04:22: wie ich meine Mitarbeitenden ein bisschen unterstützen kann, bei dem Thema mentale Gesundheit,

00:04:27: Stress und so bin ich zum Residenzcoaching gekommen und habe dann eine Residenzcoaching-Ausbildung

00:04:35: gemacht hier in München, die über 13 Monate ging und die dann eben systemisch, also einen systemischen

00:04:44: Ansatz hat und wo dann halt wirklich so diese Umwelt und diese eigenen Erfahrungen und dieses,

00:04:52: was halt systemisch ausmacht, mit berücksichtigt hat und das war für mich so, okay, ja, ich glaube,

00:04:59: das hat gefehlt. Und das war für mich der Aha-Moment, wo ich mich auch immer mehr dann mit diesem

00:05:06: ganzen systemischen weiter beschäftigt habe und ja und das jetzt natürlich auch sehr, sehr gerne

00:05:13: nutze, weil ich es halt auch einfach wichtig finde, dass so diese eigenen Erfahrungen mit berücksichtigt

00:05:19: werden, dass die Umwelt, in der ich lebe, mit berücksichtigt werde, wo befinde ich mich und

00:05:24: jeder Mensch ist halt einfach anders und das kam mir bei dem NLP ein bisschen zu kurz.

00:05:30: Das ist ja auch die Besonderheit, beim systemischen Grundgedankenheiten,

00:05:35: Mensch oder ein Problem im Kontext zu betrachten. Ich bin nur über die erste Formulierung gestorfert,

00:05:42: ich glaube, du hast es in meinem Gesicht gesehen, dass ich dachte, so weit weg ist doch NLP gar nicht,

00:05:47: jetzt hast du es aber gerade selber ja erklärt. Vielleicht für diejenigen, die uns zuhören und

00:05:51: davon noch nie was gehört haben, NLP steht für Neurolingu-Ere.

00:05:55: Linguistisches Programmieren?

00:05:57: Dann, Mann, das konnte ich schon mal besser. Sag nochmal, sag nochmal, bitte.

00:06:01: Neurolinguistisches Programmieren?

00:06:04: Ja, genau, danke dafür. Aber tatsächlich erzählte mir meine Kollegin, die auch diese NLP-Ausbildung

00:06:11: gemacht hat, dass zumindest in der Arbeit so mit Glaubenssätzen und Mustern oder auch

00:06:16: sprachlichen Eingaben, vielleicht auch Bildern, dass da zumindest Überschneidungen vorhanden sind.

00:06:23: Aber so wie du es jetzt hervorgehoben hast, würde ich das vermutlich auch als wesentlichen

00:06:27: Unterschied dann dieser Ansätze betrachten, Mensch und Umwelt und Interaktion dieser ganzen Bestandteile.

00:06:36: Ja, also das ist wirklich ein Unterschied. Das ist halt eher so auf die eigene Welt bezogen

00:06:41: und es wird weniger so auch dein Umfeld betrachtet in einem NLP-Bereich und es sind tolle Methoden dabei.

00:06:49: Klar, ich benutze da auch so das eine oder andere nach wie vor aus dem Bereich, aber wie gesagt,

00:06:56: das ist halt nicht so global umfassend, was ich teilweise gerade auch bei so emotionalen Themen

00:07:02: wie Trauer, wo ich jetzt nun mal unterwegs bin, schon wichtig finde.

00:07:08: Ja, und du hast auch erzählt, dass du aus deiner angestellten Rolle heraus versucht hast,

00:07:14: noch mehr Unterstützungsmöglichkeit geben zu können bzw. noch ein anderes Werkzeug hinzubekommen.

00:07:21: Was genau hast du da gemacht? Was war damals deine Rolle?

00:07:26: Ich war die letzten zwei Jahre in meinem vorletzten Unternehmen Geschäftsführerin und davor war ich

00:07:33: 13 Jahre Führungskraft, also in verschiedenen Ebenen und mir ist halt schon aufgefallen,

00:07:42: dass so diese schnelleiebige Zeit schon nicht so einfach ist für viele Menschen da irgendwo noch

00:07:50: mitzuhalten und das natürlich sehr viel Stress verursacht und das Thema psychische Gesundheit,

00:07:59: mentale Gesundheit am Arbeitsplatz weiß ich gar nicht warum, hat mich aber schon immer begleitet,

00:08:05: weil ich halt schon auch der Meinung bin, wir sollten nicht arbeiten gehen um uns auszubrennen,

00:08:10: sondern wir sollten arbeiten gehen, um unser Auskommen zu haben und im besten Fall auch ein

00:08:16: bisschen Spaß zu haben und das war für mich so schon der anders, dass ich gesehen habe, dass manche

00:08:23: der Mitarbeitenden halt einfach echt an ihre Grenzen gekommen sind und da einfach mal zu lernen,

00:08:29: okay wie kann ich denn auch als Führungskraft damit umgehen, wie kann ich dem denn vorbeugen,

00:08:33: wie kann ich denn die Leute auch unterstützen, das war so mein Antrieb zu der Zeit.

00:08:38: Ja, mir geht gerade sofort durch den Kopf, dass ich mir wünschen würde, es beinahe jede Führungskraft

00:08:44: sich in der Richtung befähigt, weil wir ja nun in diesen Rollen einfach auch mit Menschen arbeiten

00:08:49: und das Thema mentale Gesundheit ja immer mehr an Bedeutung gewinnt, weil eben Menschlichkeit

00:08:59: und auch Bedürfnisorientierung in der Arbeitswelt ja inzwischen sein darf, ich glaube noch nicht

00:09:03: in jeder, das ist glaube ich noch nicht in allen Köpfen so, ich sag jetzt mal angekommen, das

00:09:08: klingt so, als gäbe es nur diesen Ansatz, aber in menschenzentrierten Organisationen, vielleicht

00:09:15: auch solchen die sich mit dem New Work Gedanken gerne beschäftigen und das nicht nur als Kosmetik

00:09:20: denken, sondern auch wahrhaftig, da denke ich, man hat das schon eine hohe Relevanz, aber ich habe

00:09:25: den Eindruck und vielleicht magst du dazu gleich aus der heutigen Brille nochmal kommentieren,

00:09:29: ob der stimmt, dass es tatsächlich noch nicht in allen Köpfen und Unternehmen angekommen ist,

00:09:35: was sagst du? Wir leben halt leider immer noch in einer Leistungsgesellschaft und in einer

00:09:41: erfolgsgetriebene Gesellschaft und auf der anderen Seite ist genau die mentale Gesundheit eigentlich

00:09:47: ja auch ein ganz wichtiger Faktor, um Erfolg und um Erträge zu erzielen, weil wenn die Leute

00:09:54: natürlich krankheitsbedingt ausfallen und es gibt ganz interessante Studien, zum Beispiel DAK

00:10:01: Gesundheitsreport, die sehr eindrücklich und beeindruckend aufzeigen, dass Ausfälle

00:10:11: ausgrund von psychischen Erkrankungen inzwischen an dritter Stelle nach Atemwegserkrankungen und

00:10:22: Herzkreislauferkrankungen stehen und das sollte uns halt schon mal zu denken geben und dass da

00:10:27: natürlich auch die Krankheitsquote dann gleich deutlich länger ist, also wie lange die Menschen

00:10:33: dann krankgeschrieben sind, die fallen dann nämlich im Durchschnitt mal 30 Tage aus und nicht nur

00:10:37: eine Woche, wie es vielleicht bei einer Erkältung dann ist und das sollte eigentlich jeder Führungskraft

00:10:42: und jedem Unternehmer dann doch auch mal zu denken geben, ob es nicht Sinn macht, da auch zu

00:10:47: investieren und da sind wir leider auf einem guten Weg, also nicht leider auf einem guten Weg,

00:10:53: da sind wir auf einem guten Weg, aber leider noch nicht weit genug, das ist so glaube ich das,

00:10:57: was ich beobachte. Und das glaube ich der Antrieb von ganz vielen auch in unserem kollegialen

00:11:03: Umfeld, das halt verändern zu wollen, weil wir halt daran glauben, also ich sage jetzt einmal das

00:11:10: allgemeine, wir daran glauben, dass dann halt auch die ganzen Lebensbereiche gut zu vereinbaren sind

00:11:17: und so wie du sagst, also Arbeit ist ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens oder Arbeiten darf

00:11:25: vielleicht auch Spaß machen und wir verbringen ja auch so viel Zeit damit und das dann so zu

00:11:30: gestalten, dass ich möglichst lange Freude am Job habe und vielleicht sogar auch noch gute

00:11:34: Ergebnisse bringe, weil die Bedingungen toll sind. Mensch, so überraschend ist es ja eigentlich

00:11:39: gar nicht. Ja, genau. Bevor wir da tiefer eintauchen, möchte ich noch mal einen Mini-Schritt

00:11:47: zurückmachen bzw. dann auch sofort wieder in Richtung hier und jetzt kommen und zwar hast

00:11:53: du erzählt von NLP über Resilienzcoaching zum Systemischen und du hast selber vorhin,

00:12:00: als wir uns warm geplaudert haben, gesagt, du hörst auch in unseren Podcast rein, danke

00:12:05: dafür und weißt wahrscheinlich, was jetzt kommt und zwar diese Frage nach systemisch

00:12:13: Arbeiten und Systemikerin sein. Also würdest du dich heute, also wir haben den 8. Mai 2025,

00:12:21: als Systemikerin bezeichnen? Ich habe ja beim Zuhören auch immer mal über diese

00:12:29: Frage nachgedacht tatsächlich. Ich würde sagen, ich bin auf jeden Fall eine Systemikerin,

00:12:35: aber keine hundertprozentige klassische Systemikerin. Also ich nehme schon auch noch mal andere

00:12:40: Elemente und Ansätze mit auf und baue die auch ein und muss halt auch ein bisschen oder möchte

00:12:51: auch ein bisschen pragmatisch und individuell dann oft agieren, gerade in dem Thema Trauer. Ja,

00:12:56: also das ist einfach auch so, also wenn ich mir jetzt vorstelle, ich bin in einem Trauercoaching

00:13:05: und gehe jetzt rein systemisch vor, das wäre sehr unempartisch, ein bisschen robotermäßig,

00:13:12: also das heißt, ich gehe natürlich schon auch in die Emotionen, in die Gefühle hinein und

00:13:18: kitzle schon so die eigenen Ressourcen raus, aber jetzt nicht unbedingt nur mit systemischen Fragen

00:13:26: oder systemischen Ansätzen, sondern da ist vielleicht auch mal ein Stück weit ein Impuls dabei

00:13:32: und mal irgendwie so ein Tippen, hast du mal das ausprobiert, kannst du dir vielleicht vorstellen,

00:13:38: dass dir das hilft? Das ist ja eigentlich jetzt nicht das klassische Systemische. Ich glaube,

00:13:44: dass eint auch viele wiederum unter uns, die wir ja ganz gerne mal unsere Hüte dann wechseln

00:13:50: zwischendurch zur Fachberatung dann an der Stelle, also vielleicht in deiner Rolle die

00:13:56: Fachberatung für Trauer oder bei mir ist es eben das Thema Veränderung und ich finde,

00:14:02: wenn wir den Hut bewusst ab und aufsetzen und das vielleicht auch noch so kommunizieren und sagen,

00:14:07: du ich schlüpfe mal kurz in die andere Rolle oder intuitiv das ein, flechten dürfen wir trotzdem

00:14:13: uns vielleicht als Systemikerin weiterhin bezeichnen, also so sehe ich das immer. Ich finde,

00:14:18: es darf auch mit Intuitionen geschehen und trotzdem gehört man vielleicht dieser bestimmten

00:14:23: Gruppierung an hinter der ja auch ein gewisses Wertesystem steht, also nicht nur die Methodik,

00:14:29: sondern vor allem das Wertesystem. Was meinst du, wenn du in deinem Umfeld Menschen vielleicht auch

00:14:37: aus diesem arbeitswärtlichen Kontext heraus erklären solltest, was eigentlich systemisch ist,

00:14:42: welche Worte würdest du finden oder welches sind so deine Sätze, die du dann immer sagst,

00:14:48: um es erklärbar zu machen? Für mich ist das systemische Haltung eben so das große und

00:14:57: ganze erst mal zu sehen, also nicht nur das was ich vorher schon sagte, nicht nur jetzt die einzelne

00:15:02: Person, die vor mir sitzt, sondern auch in welchem Umfeld die Person lebt, welche Erfahrungen bringt

00:15:08: diese Person mit aus der Vergangenheit, in welchen Systemen ist sie vielleicht und sie oder

00:15:15: eher vielleicht unterwegs. Ich rede automatisch von sie, weil ich meistens weibliche Kundinnen

00:15:20: habe oder bisher ausschließlich, deshalb verzeihen mir bitte die männlichen Zuhörer,

00:15:25: in welchen Beziehungen stehen die Menschen zu anderen Menschen, haben sie ein gutes soziales

00:15:34: Umfeld oder eher nicht, also dieses alles mal mit reinzunehmen in die Betrachtung und auch

00:15:41: ins Coaching, das ist für mich das, was systemisches Arbeiten ausmacht oder systemisches Denken

00:15:48: auch ausmacht. Ich habe ja in den Vorbereitungsunterlagen immer die Frage nach dem Maßmenschen, um es

00:15:58: quasi noch mehr unterzubrechen, weil ich festgestellt habe, also auch aus meiner eigenen Arbeit heraus,

00:16:04: dass immer einige Sätze braucht, um zu erklären, was es eigentlich ist, also wenn ich dich jetzt

00:16:09: auch nochmal challenging darf, liebe Christine, ich hoffe, das ist in Ordnung, wie würdest du es dann

00:16:15: formulieren? Also wenn wir jetzt raus aus diesem arbeitswärtlichen Kontext hin zum

00:16:19: Maßmenschen gehen, der ist gerade gelandet, schaut es ein bisschen verwirrt daher und du

00:16:23: wolltest ihm gerade die Hand reichen und dann sagt er und was machst du so und du darfst ihm jetzt

00:16:28: erklären, was systemisches Arbeiten bedeutet, was wäre das so, was kommen da für Worte?

00:16:34: Also du meinst jetzt so rein auf systemische Arbeiten oder auf das, was ich mache?

00:16:40: Garnisch schlecht zurück gefragt, vielleicht also ich würde zulassen in Kombination zu antworten,

00:16:49: also gern beides. Also das systemische Arbeiten vielleicht in deinem Kontext,

00:16:53: vielleicht ist das ein bisschen leichter für den Maßbewohner zu verstehen?

00:16:56: Ja, ich glaube, ich würde den Maßbewohner erst mal fragen, ob Maßbewohner auch sterben,

00:17:02: weil im Zweifel weiß er gar nicht, was es bedeutet, Tod zu sein oder Trauer zu sein,

00:17:08: das weiß ich jetzt nicht, kann ich nicht voraussetzen, aber ich setze mal voraus,

00:17:16: er weiß, was Trauer ist und dann würde ich ihm auch einfach sagen, ich helfe Menschen nach einem

00:17:23: Trauerfall und in ihrer eigenen Trauer so aus ihrem inneren Chaos wieder ein bisschen herauszukommen,

00:17:30: sich selber wieder zu fühlen. Das ist nämlich ganz oft so ein Thema, dass Trauerende eigentlich

00:17:35: nur noch eine gewisse Lehre verspüren und sich selber gar nicht mehr fühlen und such mit ihnen

00:17:44: zusammen Wege, wie sie mit ihrer Trauer und mit ihrer Krise umgehen können und das Ganze machen wir,

00:17:51: indem wir uns systemisch alles drumherum auch anschauen, was da ist. Also hat meine Kundin

00:17:59: in dem Fall ein gutes soziales Umfeld oder ist sie eher alleine mit ihrer Trauer,

00:18:04: was kann ihr dann helfen? Das heißt, da ist der erste systemische Ansatz, also wo lebt sie,

00:18:10: wie lebt sie, mit wem lebt sie. Wichtig ist auch, wer ist gestorben, da gibt es ganz,

00:18:15: ganz große Unterschiede oder um wen trauert sie, es muss ja nicht ein Mensch sein,

00:18:20: man kann auch um Haustiere trauern und das ist völlig legitim und also was und das schaue ich mir

00:18:27: ein Gänze an und dann spüren wir rein, wo setzen wir an? Machen wir systemisch, ist dann eher wir

00:18:36: arbeiten irgendwo mal mit Bodenankern, Aufstellungen, machen wir das oder gehen wir eher so ein bisschen

00:18:42: auf Ressourcensuche. Das ist dann wirklich sehr, sehr individuell. Ja, danke. Da hast

00:18:50: dir jetzt prima selbst übergeleitet eigentlich zum nächsten Themenpunkt. Ich wäre sehr gespannt,

00:18:56: was der Maßbewohner darauf antworten würde, obwohl ich gerade noch an deiner Rückfrage

00:19:01: in Richtung des Mars-Menschens hängen bleibe und zwar ob sie auch sterben dort. Also das fand

00:19:07: ich richtig gut, die Frage Eingangszustellen. Danke dafür. Du hast jetzt schon so ein bisschen

00:19:12: erzählt, in welcher Richtung du unterwegs bist oder was so deine Herzensthemen da sind. Wie ist

00:19:18: es so, wenn du jetzt einmal den Vorhang öffnest und uns vielleicht in so eine Woche von dir

00:19:23: reinblicken lässt, was passiert da so und wer kommt zu dir, mit wem arbeitest du oder

00:19:31: vielleicht wo gehst du auch hin? Wie schaut so deine Arbeit ganz konkret aus? Ja, sehr gerne. Also

00:19:39: in erster Linie bin ich Trauerbegleiterin auch, aber Trauer Coach. Ich nenne es inzwischen liebevoll

00:19:47: für Menschen mit Verantwortung, weil ich da am wenigsten eben ausschließe. Weil ich habe am

00:19:52: Anfang immer gesagt, ja, für Führungskräfte und Unternehmer. Es trifft es aber auch nicht,

00:19:57: weil ich inzwischen auch häufig mal Klientinnen hatte, die eben auch beruflich sehr, sehr viel

00:20:05: funktionieren müssen und Verantwortung haben. Berufstätige Mütter, auch ohne Führungsposition,

00:20:12: die aber da halt natürlich auch ins Strudeln kommen, wenn ein Trauerfall da ist, alles noch zu

00:20:18: schaffen. Und das ist auch die Fragestellung, wo die Leute dann halt häufig kommen. Es sind viele

00:20:23: Führungskräfte und Unternehmerinnen und das macht einen Unterschied. Also viele sagen dann ja,

00:20:29: warum trauern die denn anders? Nein, die trauern natürlich nicht anders. Der Unterschied ist aber

00:20:34: der. Die haben vielleicht etwas weniger Zeit, sich mal zurückzuziehen und rauszunehmen. Also

00:20:43: die haben sehr viel mehr Druck, schnell wieder funktionieren zu müssen. Gerade Unternehmer,

00:20:49: die selbstständig sind und wo kein angestellten Verhältnis dahinter steht. Das geht halt oft

00:20:56: auch finanziell nicht, dass die sich jetzt da mal drei Monate rausziehen und alles sich selbst

00:21:01: überlassen. Und da ist natürlich schon auch so ein Druck bei diesen Menschen da. Wie schaffe ich

00:21:10: das jetzt alles? Und die funktionieren am Anfang oft. Das kriege ich ganz 99 Prozent der Fälle

00:21:16: gesagt. Ja, ich funktioniere nur noch wie so ein Roboter. Abends weiß ich eigentlich gar nicht

00:21:21: mehr, was ich gemacht habe und wie ich den Tag überstanden habe. Und abends brechen die halt

00:21:25: nur noch zusammen mit all der Last, die sie in sich tragen und wissen gar nicht mehr so richtig,

00:21:30: wohin mit sich. Und dieses funktionieren, das funktioniert eben auch nur über einen gewissen

00:21:35: Zeitraum. Und irgendwann kommt dieser Punkt, wenn ich dann nicht selbst für Sorge betreibe und

00:21:41: wirklich auch mich meinen Gefühlen und Emotionen stelle und dieser Trauer auch Raum gebe. Trauer

00:21:48: braucht einfach Raum und die darf auch da sein und die will auch da sein. Die soll auch da sein.

00:21:53: Das ist mir ganz wichtig. Dann wird irgendwann ein Punkt kommen, wo die Leute halt einfach dann

00:22:00: zusammenklappen. Dann geht halt gar nichts mehr. Und das im besten Fall kommen sie vorher. Weil das

00:22:06: da können wir dann dagegen arbeiten. Und das ist also das ist so mein Herzensding. Das ist was ich

00:22:11: tue. Und das sind so die Menschen, die eigentlich zu mir kommen. Tatsächlich gingen wir da auch gerade

00:22:19: noch deinen Kommentar von vorhin durch den Kopf, und zwar das Thema Leistungsgesellschaft. Weil

00:22:26: gerade das ist ja vielleicht auch etwas, was da in Konkurrenz steht. Ich muss leisten. Ich muss

00:22:32: hier durchhalten. Ich muss stark sein. Und das durch die Rolle vielleicht dann nochmal verstärkt.

00:22:39: Und dann, finde ich, gibt es ja auch noch diese gesellschaftliche Komponente, dass oftmals

00:22:44: ja Trauer tot und Sterben mit Charme versehen ist. Und wir da auch im privaten Umfeld gar nicht

00:22:51: unbedingt immer frei darüber sprechen können. Und wie ist es dann erst am Arbeitsplatz oder

00:22:56: eben in der Rolle? Und was passiert, wenn ich dann plötzlich ausfalle? Also da hast du ja ganz

00:23:01: viele Ebenen. Du hast dann dieses Charme behaftete, dann der eigene Umgang mit Emotionen und dann

00:23:07: auch noch diesen Leistungsgedanken. Das kann ich mir vorstellen, sind bestimmt oftmals genau

00:23:12: die Themen aus den Coachings, oder? Das sind genau die Themen. Also du driffst auch voll in

00:23:18: schwarze. Und gerade dieses "Ich darf nicht schwach sein" oder "Keine Schwäche zeigen". Und

00:23:24: das ist auch was, wo ich aus eigener Erfahrung kennengelernt habe. Also auch als Führungskraft in

00:23:32: einer anderen Krisensituation. Das war jetzt keine Trauer, aber es war auch eine Krisensituation,

00:23:36: wo ich einfach kein Verständnis gefunden habe. Weil ans Team oder an die Mitarbeitenden runter,

00:23:44: das ist immer so eine Gradwanderung, kannst du dich da so öffnen. Und das kannst du mit Einzelnen,

00:23:51: sicherlich. Aber gut, da ist halt begrenzt Verständnis dann da. Meine Mutter zum Beispiel,

00:23:58: die ist so ein ganz klassisches Beispiel, die hatte dann immer gesagt, ja, du bist da so stark,

00:24:03: schaffst das schon. Und diesen Spruch kriegt man doch immer wieder zu hören. Du bist ja so

00:24:08: stark, du hast doch schon so viel geschafft, schaffst das schon. Und das ist gerade auch in

00:24:12: der Trauer vielleicht eine gut gemeinte Floskel, aber ganz ehrlich, man kann es irgendwann nicht

00:24:16: mehr hören. Und auch mir ging es irgendwann so, und ich habe das auch mal eine Weile auf meiner

00:24:20: Homepage stehen gehabt, dass ich irgendwann gesagt habe, ich habe keinen Bock mehr stark zu sein.

00:24:24: Und das dürfen wir uns auch mal erlauben. Und an dem Punkt kommen die Leute auch zu mir. Und

00:24:30: hoffentlich. Und ich möchte dazu auch ermuntern, holt euch da auch Hilfe. Ja, das ist, du hast

00:24:35: es richtig gesagt, es ist immer noch sehr stigmatisiert. Also Trauer ist ein Tabuthema in

00:24:41: unserer Gesellschaft. Darüber redet man nicht. Es ist privat, ja, da gibt es ja Glaubenssätze noch

00:24:46: und Nöcher. Und ich bin der Meinung doch, weil das gehört zum Leben dazu. Und jeder Mensch hat

00:24:55: das Recht auch mal schwach sein zu dürfen, in Anführungsstrichen und in Trauer sein zu dürfen.

00:24:59: Und darüber eben auch zu sprechen und Hilfe zu bekommen. Und von dem her, das ist für mich

00:25:06: ein wichtiger Antrieb. Da halt eben auch zu sagen, ja, öffnet euch und sagt halt auch als

00:25:12: Führungskraft mal den Mitarbeitenden. Ich habe gerade persönlich irgendwo eine schwere Zeit,

00:25:16: die ich durch mal muss. Vielleicht bin ich gerade mal nicht so da, wie ihr mich sonst kennt. Und

00:25:21: es hilft auch schon. Ja, ja, auch das so wieder wäre ja auch ein Teil der menschenzentrierten

00:25:27: Arbeitswelt, wo halt Emotionen und dann die dahinter liegenden Bedürfnisse auch ausgedrückt werden

00:25:33: können. Aber vielleicht müssen wir, ich verallgemeinere mal so gerne, der plurales Majestat,

00:25:38: das kommt schon wieder hervor. Aber ich will es quasi deswegen verallgemeinern, weil ich glaube,

00:25:43: dass es schon ein kollektives Bier auch braucht, was halt sich darin ausbildet, auch immer besser

00:25:49: darin zu werden. Wenn jedem es ist ja gegeben, auch aus dem Elternhaus heraus, so seine eigenen

00:25:55: Emotionen überhaupt zu erkennen, dann auch noch zu benennen. Und wenn wir dann so auch diese systemische

00:26:01: Frage nach und welches Bedürfnis steckt dahinter stellen, kann es ja sein, dass jemand erst mal

00:26:06: komplett überfordert ist. Wenn du dann auch noch interagieren sollst und auch als Führungskraft

00:26:12: vielleicht auch solche Prozesse mehr oder minder moderieren solltest, indem Teambesprechungen

00:26:17: plötzlich anders laufen, weil eben dieses Thema Tod und Trauer vielleicht auch in einem Team

00:26:22: vorhanden ist, vielleicht auch über, ich hatte das mal, da gab es einen Suizid und dann musste

00:26:26: das Team erst einmal damit klar, kommenden Umgang finden. Und ich glaube, da braucht es auch noch

00:26:32: ein bisschen Ausbildung in eine solche Richtung, der einmal der Selbstreflektion und dann aber

00:26:38: auch der Kommunikation und des Miteinanderst. Bittest du sowas auch an? Also ist das auch so

00:26:42: Bestandteil oder bist du eher im 1 zu 1 unterwegs? Ja, es entwickelt sich ja stetig weiter mein

00:26:50: Angebot und also es ist schon auch so, dass ich auch gerade dabei bin online Kurs mal zu entwickeln.

00:26:56: Also ich arbeite auch sehr viel online. Das heißt, es ist gar nicht unbedingt nötig, dass man das

00:27:01: vor Ort im 1 zu 1 macht und da in München sein muss. Es funktioniert inzwischen auch wunderbar online

00:27:05: und dass ich auch da gerne mal so ein Online Kurs jetzt gerade auch machen möchte. Wie gehe ich

00:27:11: denn auch mit Trauernden um? Also was ist nicht, wenn ich selber ein Trauer bin, sondern wie gehe

00:27:16: ich auch mit Trauernden um? Weil da ist halt eben auch ganz oft, bekomme ich auch von meinen Kundinnen

00:27:22: wiederum und Klientinnen, die Info, mein Umfeld wendet sich halt ab. Also die wissen, die sind

00:27:30: dann so unsicher, die wissen gar nicht, wie sie damit umgehen sollen und das ist auch, was ich in

00:27:34: Gesprächen oft raushöre. Das ist gar nicht mal eine bosshafte sich umkehren und sagen ja, die

00:27:42: soll das mal alleine schaffen, sondern es ist einfach Überforderung teilweise schon und selber

00:27:49: dann so unsicher zu sein, was falsch zu machen, dass man sich dann lieber ganz abdreht und lieber

00:27:55: dann erst mal den Kontakt abbricht, was natürlich genau das falsche ist und auch das falsche Signal

00:28:01: ist und diese Berührungsängste da auch mal wegzubekommen und zu sagen, man kann da eigentlich

00:28:07: nicht viel falsch machen, außer Floskeln zu nennen. Also das ist natürlich, du brauchst

00:28:14: jetzt nicht, wenn jemand trauert, da hingehen und sagen, ach komm und Zeit halt alle wunden und das

00:28:18: wird schon wieder. Ich glaube, das ist der falsche Ansatz definitiv, aber Hilfe anbieten und einfach

00:28:27: mal zu sagen, ich bin für dich da, ich kann mir vorstellen, ich kann mir gerade vielleicht auch

00:28:30: nicht vorstellen, was du gerade durchmachst, aber ich bin für dich da und wenn du was brauchst, melde

00:28:36: dich und das auch proaktiv einvermacht zu machen, weil da muss man auch wissen, Trauernde melden

00:28:41: sich halt auch oft nicht, die haben nicht mal die Kraft, sich zu melden. Vielleicht, wenn das nur gute

00:28:47: Freundin ist oder ein guter Bekannter, mal was zum Essen vorbeibringen, mal einkaufen gehen,

00:28:51: ungefragt dann auch mal und das hilft halt zum Beispiel auch und das möchte ich schon auch gerne

00:28:56: mal mitgeben und einfach mal so kleine Tipps, das muss gar nicht eine große Ausbildung sein.

00:29:02: Ja, tatsächlich auch dieses, was du gerade nebenbei so gesagt, dass dieses auch ausdrücken von das,

00:29:11: was du mir gerade erzählst oder wenn man gerade so eine Information bekommen hat, wo es um ein

00:29:17: Trauerfall geht oder auch um vielleicht eine Erkrankung oder eben eine solche ähnliche Krisensituation

00:29:22: dann auch manchmal einfach zu sagen, das klingt für mich total schlimm. Ich weiß gar nicht,

00:29:27: wie ich reagieren soll. Alleine das kann ja schon helfen, so dieses wahrhaftige und nicht eben die

00:29:34: Floskel, sondern einfach nur eine solche Kommentierung und vielleicht weint man dann auch einfach

00:29:38: zusammen oder reicht zumindest das Taschentuch und alles ist dann okay. Ich glaube auch,

00:29:44: das ist so ein Prozess des sozialen Dernens, wo wir so Stück für Stück reinkommen können.

00:29:49: 100 Prozent und da bin ich bei dir, was du vorher gesagt hast, wir haben es häufig gar nicht gelernt

00:29:55: zu trauern und auch nicht, wie man mit Trauer umgeht. Also das ist ganz immer noch sehr geprägt. Das ist

00:30:01: immer noch so auch heute noch, dass Kinder nicht mitgenommen werden auf Beerdigungen, weil man sie

00:30:07: halt vor allem schützen möchte. Und ich bin halt der Meinung doch, also es gibt wunderbare Kinderbücher

00:30:13: zum Thema Tod und Trauer, die ganz toll einfühlsam auch kleinsten Kindern schon erklären, warum

00:30:22: Menschen sterben, was passiert da, was passiert, wenn ich tot bin und da auch nicht zu sagen, ja,

00:30:27: die Oma ist jetzt auf eine lange Reise gegangen. Also es ist einfach Bullshit, Entschuldigung. Also

00:30:33: die Oma ist halt jetzt tot, von mir aus ist sie im Himmel, aber sie kommt halt nicht mehr zurück

00:30:38: und das kann man auch auf wunderbare Art und Weise Kindern schon mitteilen und da so ein ganz

00:30:43: natürlicher Umgang auch den kleinsten Kindern schon mit auf den Weg geben zum Thema Tod und

00:30:48: Trauer. Und umso natürlicher und umso einfacher wird es dann auch später im erwachsenen Alter mal,

00:30:53: wenn wir selber mit so einem Verlust konfrontiert sind. Und das ist halt was, was wir da sind ja

00:30:59: noch ein bisschen weit entfernt und deshalb wirft es auch viele Leute so total um. Und das zieht

00:31:04: ihnen förmlich den Boden und den Schüssen weg, weil die noch nie vielleicht konfrontiert waren mit

00:31:09: Trauer, also nicht mit einem zumindest nicht mit einer Todes Trauer. Wir trauern ja auf unterschiedlichste

00:31:16: Arten und Weisen, aber sowas ist natürlich dann doch sehr heftig und je nachdem, wenn es vielleicht

00:31:23: auch plötzlich passiert, Unfall, wie auch immer, so wie zieht, das ist auch so ein Beispiel. Da kommen

00:31:29: ja noch ganz andere Gefühle hinzu, dann kommen halt Schuldgefühle hinzu, dann kommt Wut hinzu,

00:31:34: da kommen ja deshalb Gefühlskarussell, das ist wirklich ein Gefühlskarussell, was dann da

00:31:41: plötzlich anfängt und man kennt sich selber gar nicht mehr wieder und denkt sich, okay, was

00:31:46: stimmt jetzt mit mir nicht mehr und ich komme überhaupt nicht mehr klar. Und das ist halt leider

00:31:51: dann die Folge dazu, dass wir das Thema so tabuisieren und uns einfach nicht damit auseinandersetzen.

00:31:57: Ja, ich dachte auch gerade, dass ja jede Trauer ein anderes Kleid trägt, also tatsächlich diese

00:32:04: Verschiedenheit von Trauer oder Trauerprozessen, obwohl wir können jetzt grüße an ihr, dieser

00:32:10: wird Kübler-Ross wahrscheinlich lenden, also ich kenne die Kurve sehr gut, weil ich die

00:32:14: Empfänderungsgeschehen immer verwende und es mag vielleicht gewisse Ähnlichkeiten in der

00:32:21: Verarbeitung geben, aber dennoch ist das Kleid von Trauer ja immer sehr verschieden, so wie du es

00:32:26: auch gerade schon beschrieben hast. Manchmal ist Wut da, manchmal ist Enttäuschung da,

00:32:30: vielleicht auch pure Verzweiflung, vielleicht auch die wirtschaftliche Krise, die damit einhergeht

00:32:34: und und und und und dann auch vielleicht dieses Inwellen, das Erleben, vielleicht gibt es eine

00:32:41: Phase, wo man das überhaupt nicht zum Ausdruck bringen kann. Man erzählt es vielleicht auch ganz

00:32:45: rational, dass gerade ein Todesfall eingetreten ist, es gegenüber ist komplett fassungslos, also ich

00:32:50: denke übrigens gerade selber an konkrete Beispiele und dann kommt eine Kommentierung,

00:32:54: warum weinst du denn gar nicht? Ja, ich habe jetzt fünf Tage am Stück geweint, ich kann jetzt gerade

00:32:59: nicht mehr weinen und dann ist man aber selber überrascht, wenn es Wochen später dann plötzlich

00:33:03: in eine Situation kommt, wo man niemals darüber nachgedacht hätte, dass jetzt ein kurzer Trauer

00:33:09: im Moment eintritt. Das finde ich auch immer wieder so faszinierend, wenn man anfängt mit Menschen

00:33:14: darüber zu sprechen, wie verschieden Trauersicherheit dann zeigt. Dann zeigt und unerwartet auch,

00:33:23: zeigt genau, was du sagst, ja, das ist halt, da bin ich wieder bei meinem Thema Führungskräfte.

00:33:29: Ja, das passiert, da sitze ich halt gerade meine Meeting und schlagartig kommen die

00:33:33: Tränen und keine Chance, die zurückzuhalten. Das ist so, das kommt wirklich aus heiterem

00:33:40: Himmel, im wahrsten Sinne des Wortes und damit halt auch umzugehen und das ist natürlich dann in

00:33:48: der Situation auch unangenehm und das sind zum Beispiel auch Dinge, die ich mit meinen Klientinnen

00:33:54: durchgehe, wo ich auch ein kleiner Spoiler am Rande, auch ein Freebie auf meiner Homepage dazu habe,

00:33:59: dass man sich runterladen kann. Einfach, wie gehe ich vielleicht auch mit solchen Situationen um,

00:34:03: was kann ich dann ad hoc auch schnell mal tun und das kann dann auch schon helfen, aber dafür muss

00:34:11: man wirklich auch erstmal so in sich reingehen und die eigene Gefühle halt auch erstmal wahrnehmen

00:34:17: und sich damit auseinandersetzen und das ist, das ist leider der wirklich sehr, sehr schmerzhafte

00:34:23: Prozess an der ganzen Trauer. Und Küblaros, weil du sie gerade erwähntest, ist auch so schön,

00:34:28: weil sie hat ja tatsächlich Sterbende begleitet und hat ja die Kurve entwickelt, wie Sterbende

00:34:37: das Sterben erleben und irgendwie wurde dann irgendwann mal daraus die Phase der Trauer,

00:34:41: also eigentlich ist es gar nicht richtig, aber natürlich haben wir im Grunde

00:34:46: und ganzen diese Phasen, aber es genau was du sagst, die sind nicht linear. Ja, also ich habe

00:34:54: hier so eine Trauerlandkarte hängen und du springst vom Süden in den Norden und vom Osten in

00:35:00: den Westen und vom Westen in den Süden und das geht also kreuz und quer, bis das dann mal einigermaßen

00:35:06: eine gewisse Zeit vergangen ist, dann fängt es schon an, dass man dann in Bereiche kommt, wo es dann

00:35:12: auch ausläuft. Aber ja, Trauer ist ja auch was, das ist ja auch nie weg, die ist ja auch immer

00:35:18: unterschwellig, ein bisschen, die begleitet uns dann halt einfach den Rest unseres Lebens. Ja,

00:35:23: und das darf dann auch sein, weil das ja auch vielleicht manchmal die andere Seite der Liebe

00:35:30: ist, so, das ist so eine... Stimmt, Trauer ist nur Liebe, also nichts anderes, weil wenn ich nicht

00:35:36: geliebt habe, kann ich nicht trauern, das ist tatsächlich so, es ist schön, dass du das sagst

00:35:41: und Trauer ist aber auch was, also ohne Trauer, sag ich immer, wäre unser Leben nicht lebenswert,

00:35:48: weil dann, also wir könnten keine Freude empfinden am Leben, wenn das Leben nicht endlich wäre und

00:35:53: wenn es keine Trauer gäbe. Das darf man sich wirklich auch mal durch den Kopf gehen lassen,

00:35:58: wenn man wieder so dieses Thema Tod und Trauer in die Ecke schiebt. Das ist eigentlich, es gehört

00:36:03: zum Leben dazu und es fängt uns auch die Demut und die Dankbarkeit für das, was wir im Leben halt

00:36:13: haben und erleben dürfen. Ja, und ich finde so, wenn man dir zuhört oder vielleicht wird man das

00:36:21: auch aus dem Gespräch im Allgemeinen heraus, das kann halt auch total schön sein und kann halt auch

00:36:26: sehr ähnlich werden, wenn man dann anfängt auch entweder in einem Zweiergespräch oder in einer

00:36:31: Gruppe dann darüber zu sprechen. Ich denke sofort und wie immer, fast immer auch bei diesem

00:36:36: Podcastaufnahme an Hartmut Rosa, also der verfolgt mich grundsätzlich seit zwei Jahren, der spricht

00:36:41: immer über die Resonanz und halt das gelingende Leben und gerade bei Resonanz-Erfahrung würden

00:36:46: wir, glaube ich, an erster Stelle immer an Schwingungen im positiven Denken mit, oh, das war

00:36:51: schön, hier fühlte ich mich in Verbindung und tatsächlich hatte ich gerade wieder den Funken,

00:36:56: dass ich dachte, aber wenn wir auch über Trauer ins Gespräch kommen, Trauer, Tod und Sterben,

00:37:02: dann kann ja auch eine Form der Resonanz entstehen, weil wir miteinander ins Schwingen kommen. Das

00:37:07: muss gar nicht nur positiv begonnen haben. Total, das ist ja auch so eine Frage, die ich halt häufig

00:37:14: gestellt bekomme oder wenn ich erzähle, ich bin Trauercoach, oh Gott, das will, wie kann man das

00:37:18: denn freiwillig machen? Das ist so die erste Reaktion. Und oh, das ist ja ganz schlimm und das

00:37:24: ist ja, da hörst du ja nur schlimme Sachen und das ja die ganzen, die stellen sich das vor,

00:37:29: wie man sitzt halt nur im Schwarzen Kämmerlein und weint dann die ganze Zeit. Und genau das

00:37:34: ist es nicht, sondern warum mache ich das so gerne und mit so einer Leidenschaft und das ist

00:37:39: wirklich auch ein Herzensthema, weil ich natürlich auch, ja, das sind schlimme Erfahrungen und da

00:37:46: gibt es ganz schlimme Geschichten. Und auf der anderen Seite, was nehme ich denn daraus mit aus

00:37:52: der Arbeit, ganz viel Demut. Und also zum einen, ich bekomme sehr viel Dankbarkeit und ich bin aber

00:37:59: auch dankbar, wenn ich solche Geschichten höre, also das hört sich egoistisch an, aber das ist mir

00:38:05: halt nicht passiert und dass es mir halt so gut geht und diese Demut zu haben, zu sagen, Mensch,

00:38:12: wenn ich heute mal wieder drüber jammere, was weiß ich, dass der linke Socknen ein Loch hat,

00:38:17: ja, also dann relativieren sich halt so Alltagsprobleme einfach und das ist wirklich was,

00:38:25: was ich mitnehme. Also ich bin viel gelassener geworden seit ich das mache mit so Alltagsproblemen,

00:38:32: weil die sind manchmal auch so ganz klein und wir heben die dann so ganz hoch und irgendwann

00:38:36: denke ich mir, Mensch, Christine, über was regst du dich eigentlich jetzt gerade auf? Das ist was,

00:38:41: was einen dieser Arbeit schon auch sehr gibt oder mir, also kann er nur von mir reden. Ja,

00:38:46: ich mag das Wort Demut an der Stelle ganz gerne. Also es ist so eine alte, fast schon tugend oder

00:38:53: so etwas, aber trotzdem immer so schön, wenn die in solchen Momenten dann hoch kommen können,

00:38:58: dass ich meine zu verstehen, welches Gefühl du dann in dir trägst. Ich mag dieses Demütigsein

00:39:03: vor dem Leben auch sehr gerne. Tatsächlich hatte ich gerade noch so eine Idee, wir haben glaube ich

00:39:10: so ein bisschen Eindruck, wie deine Gespräche verlaufen könnten, aber ich dachte, vielleicht

00:39:15: können wir auch im Rahmen des Podcasts vielleicht einfach noch so einen kleinen, ja, wir geben ja

00:39:20: auch einen Gerneratschläge als Systemik, aber trotzdem so eine kleine Anregung mitgeben, wenn

00:39:25: ich jetzt vielleicht Führungskraft bin in einem Unternehmenskontext und entweder kannst du dir

00:39:32: gerne aussuchen, entweder mit dem Thema Trauer aus meinem Team heraus konfrontiert werde und

00:39:38: irgendwie einen Umgang finden muss oder halt selber betroffen bin, in dem vielleicht irgendetwas

00:39:44: in meinem privaten Umfeld geschehen ist, wie kann ich mich verhalten und was könnte hilfreich

00:39:50: sein, wenn ich merke, ich bin ein bisschen überfordert, ich weiß eigentlich gar nicht,

00:39:54: wie ich jetzt gerade in meiner Arbeitswelt damit umgehen soll. Hast du eine Idee, in welche Richtung

00:40:02: wollen wir uns kurz vielleicht hineindenken? Ja, wir können beide Richtungen mal ganz

00:40:08: kurz auch antiesern, also wenn Mitarbeitende betroffen sind, das ist vielleicht auch noch so

00:40:13: ein bisschen das einfache, weil man noch ein bisschen sich abgrenzen kann, aber da auch einfach mal

00:40:20: Verständnis entgegenbringen, Empathie entgegenbringen ist. Ich empfehle immer auch Unternehmern

00:40:28: und Führungskräften und auch da bin ich gerne Ansprechpartner für sich mal so eine kleine

00:40:34: Notfallkarte in die Schublade zu legen und sich im Vorfeld mal zu überlegen, wie gehe ich denn um,

00:40:41: wenn wirklich mal so ein Fall passiert, weil meistens setzt auch da, setzen wir uns erst damit

00:40:47: auseinander, wenn das Kind in Brunnen gefallen ist und dann wird oft impulsiv und viel zu schnell

00:40:54: gerhandelt, dann wird halt ganz schnell der Schreibtisch abgeräumt und irgendwie alles so

00:40:58: über Nacht, der Hausmeister springt dann den Schreibtisch weg von dem verstorbenen Mitarbeitenden,

00:41:03: also all solche Dinge habe ich schon gehört, das ist natürlich der falsche Weg, sondern da

00:41:07: vielleicht dann auch mal, also das ist jetzt ein verstorbener Kollege, aber auch wenn ein

00:41:12: Mitarbeiter da trauert, mal hören, was brauchst du denn gerade, kannst überhaupt heute arbeiten,

00:41:18: willst du dir mal drei Tage Zeit nehmen und dich mal rausnehmen, das kann man schon anbieten und

00:41:24: man kann da auch, wenn es auch das Gesetz nicht vorschreibt oder vorsieht, auch mal ein Sonderoerlaub

00:41:30: geben und zum anderen auch den vielleicht diesen Mitarbeitenden mal einfache Aufgaben geben. Die

00:41:38: wollen ja auch oft gerne arbeiten, die wollen häufig auch gar nicht zu Hause sitzen, aber

00:41:43: vielleicht dann auch mal zu sagen, okay, du kriegst jetzt vielleicht mal Aufgaben, die nicht ganz so

00:41:48: end-of-business fertig sein müssen oder jetzt, also jetzt nicht gerade der Bericht für einen

00:41:55: Vorstand schreiben, sondern vielleicht einfach mal so Sachen, die auch nebenbei ein bisschen einfacher

00:41:59: gemacht werden können, also sich einfach mal reinfühlen, was würde mir jetzt gerade gut tun

00:42:04: und das weitergeben, das hilft halt wirklich schon und Verständnis haben und wenn der jetzt gerade

00:42:10: mal eine halbe Stunde weg muss, der Mitarbeiter, weil er gerade merkt, ihm geht es nicht gut,

00:42:16: dann auch einfach zu sagen, okay, nimm dir die Zeit, die du brauchst und sich selber, da wird

00:42:22: es natürlich schwieriger, weil das immer wieder so bei diesem Thema, aber ich darf ja nicht und

00:42:26: ich muss ja und genau das auch mal zu begraben und zu sagen, diese Trauer will gesehen werden,

00:42:32: ich habe jetzt das Recht, auch diese Trauer zu sehen. Schau mal, musst du wirklich jetzt

00:42:38: in acht Stunden im Büro sitzen, genügt es nicht, wenn du zwei Stunden am Tag dir nimmst, um deine

00:42:43: E-Mails zu checken, um für Fragen da zu sein und dann dich wieder zurückziehst. Es hilft also

00:42:49: gerade auch so mitten in der Trauer, also man muss ja auch wissen, meine Kundinnen kommen ja

00:42:55: oft nicht am Anfang einer Trauer oder wenn halt jetzt der Verlust gerade erst geschehen ist,

00:43:00: sondern die sind ja, meistens ist der Verlust ja so sechs, liegt der sechs Monate zurück,

00:43:05: also so sechs bis sieben Monate und das ist auch so so ganz natürlich, das ist auch,

00:43:13: da sind wir bei der Kurve, das am Anfang ist erstmal so der Schock und dann ist noch so

00:43:18: diese ganze Bürokratie zu erledigen. Ich sage jetzt gerade, wenn ein enger Angehöriger stirbt,

00:43:23: davon gehe ich jetzt mal aus, dann organisiere ich halt die Beerdigung, ich muss mich um alles

00:43:28: mögliche dann kümmern. Da sind diese Menschen dann erst mal wieder im funktionieren Modus

00:43:33: und beschäftigen sich noch gar nicht so mit der eigenen Trauer, die kommt ja auch noch nicht

00:43:38: hoch. Danach ist dann erst mal so die Erleichterung, okay, jetzt ist erst mal alles geschafft und ich

00:43:43: habe jetzt diese Beerdigung hinter mich gebracht, ist für viele auch noch mal so ein ganz schlimmer

00:43:47: Moment und dann ist das auch erst mal wieder so ein bisschen verdrängt und plötzlich nach ein paar

00:43:54: Monaten schlägt dann aber richtig regelrecht diese Trauer dann zu, weil dann kommt auf einmal das

00:44:00: Unterbewusstsein und schwimmt alles hoch ins Bewusstsein, was da unten so lauert und das ist

00:44:07: das, was die dann so oft auch so umhaut, weil sie dann sagen, okay, was ist denn jetzt auf einmal los?

00:44:12: Ich bin doch jetzt ganz gut klargekommen und jetzt, was ist denn jetzt los? Und da halt eben wirklich

00:44:19: zu sagen, okay, kann ich mir jetzt nicht mal den Raum geben, mich einfach mal ein bisschen zurück zu

00:44:23: ziehen und reinzufüllen, was brauche ich? Und das ist genau das, was die oft nicht können. Also,

00:44:29: ich frage oft, ich frage halt oft, was bräuchtest du denn jetzt gerade und ich kriege zur Antwort,

00:44:34: ich weiß es nicht, weil ich bin einfach nur leer, ich habe keine Ahnung. Und da mein Rat,

00:44:43: also wenn du mich fragst, was gebe ich als Tipp mit, holt euch Hilfe, das ist einfach das Beste,

00:44:47: was ich sagen kann, sucht ihr Unterstützung, geht zu einer Trauerbekleiderin, zum Trauercoach

00:44:52: und schau einfach mal, wie das hilft, weil das hilft in der Regel und wenn es nicht hilft,

00:45:01: kann man wieder gehen. Also das ist ja, die sind ja hier nicht vertraglich gebunden,

00:45:05: versuch es mal aus und testet es mal aus, das wäre eigentlich so mein Rat an der Stelle.

00:45:10: Ja, weil das ja auch zur Entlastung beitragen kann. Total, ja. Und wenn es jetzt nicht das

00:45:15: direkt ist, wenn man sagt, okay, das passt gerade noch nicht für mich, manchmal ist es ja auch so,

00:45:22: dass man so ein Gruppenkontext auch braucht, dass es gibt ja auch gerade in den einzelnen Regionen

00:45:27: häufig, wenn es zum Beispiel um das Thema Suizid geht oder auch Angehörigen, Betreuung bei schweren

00:45:35: Erkrankungen und Ähnliches, gibt es ja auch immer mal wieder Selbstziffergruppen, vielleicht das auch

00:45:40: auszuprobieren, um mal zu gucken, ist das vielleicht was für mich? Weil gerade auch diese Perspektive

00:45:45: von anderen höre ich immer wieder auch aus meinem Umfeld, wird als so wertvoll dann angesehen und

00:45:51: wenn ich dann merke, ich komme irgendwie da noch nicht voran und meine individuelle Trauer braucht

00:45:56: noch Raum, ich glaube dann ist es halt so eine 1 zu 1 Beratung, wenn wahrscheinlich auch Gold wert.

00:46:00: Absolut. Trauergruppen muss ich auch mal kurz oder möchte ich kurz sagen, ein bisschen Obacht geben.

00:46:09: Also eine Trauergruppe sollte dann schon speziell sein und für das Thema auch gedacht sein,

00:46:19: indem ich gerade stecke, also wenn du jetzt auch Suizid als Beispiel nimmst, da wirklich zu schauen,

00:46:25: dass ich in eine Trauergruppe komme, die wirklich nur Angehörige von suizidalen Menschen in der

00:46:31: Gruppe hat, also dass Gleichgesinnte da sind. Es gibt halt fast nichts Schlimmeres als gemischte

00:46:36: Trauergruppen, wo dann die Mutti um die 89-jährige Oma trauert und nebendran sitzt dann die Frau,

00:46:44: die vielleicht gerade ihr Kind verloren hat und dann gibt es ganz schnell Konflikte und das ist

00:46:48: eher schadhaft meiner Meinung nach, als es gut tut. Und Trauergruppen, das ist die Erfahrung,

00:46:56: die ich mache, helfen meistens auch erst, wenn man die eigene Trauer trotzdem schon mal so ein

00:47:01: bisschen bearbeitet hat und verarbeitet hat. Weil dann hilft mir das, was andere erlebt haben,

00:47:06: schon weiter. In dem Moment, wo ich selber tief in der Trauer stecke, besteht die Gefahr,

00:47:12: dass ich mich in eine Negativspirale begebe. Also das mal zu dem Thema Trauergruppen einfach nur

00:47:21: am Rande nochmal. So ein Disclaimer, ne? Danke dafür. Und wie würdest du das abgrenzen? Also wer

00:47:30: ist bei dir quasi herzlich willkommen und bei wem würdest du sagen, nein, bitte eine Tür weiter

00:47:35: vielleicht? Weißt du, was ich meine? Ja, ja, ja, ich kann. Ich verstehe, was du meinst. Und ja,

00:47:42: natürlich, also ich habe es schon gesagt, Führungskräfte, Unternehmerinnen. Und warum? Weil

00:47:51: ich selber, ich nenne mich immer liebevoll krisenerprobte Exführungskraft bin. Also ich weiß halt,

00:47:57: was da draußen los ist und wie das in Unternehmen funktioniert. Und ich bin tatsächlich auch immer

00:48:03: noch im angestellten Verhältnis. Und ich kenne halt auch den Druck dahinter und ich kenne die

00:48:09: Einsamkeit dahinter. Deshalb fühle ich mich, meistens fühlen wir uns mit unseren eigenen

00:48:13: Zielgruppen ja sehr verbunden oder sind unsere eigene Zielgruppe. Bin ich jetzt nicht ganz,

00:48:18: aber ich kann mich natürlich da sehr reinfühlen und kann da aber auch eben aus dem Grund, glaube

00:48:24: ich, gut helfen. Und ich glaube halt auch schon, also ich habe jetzt keinen Schwerpunkt bei der

00:48:35: trauer Art, aber schon ein bisschen, dass ich zum Beispiel keine Kindertrauer mache. Also Kinder

00:48:40: sind, da bin ich die falsche Ansprechpartnerin, da haben andere bessere Erfahrungen. Und würde ich

00:48:50: jetzt noch was ausschließen? Nicht wirklich. Aber also das ist eigentlich so, wo ich sage, okay, da

00:48:57: würde ich woanders hin weiter empfehlen. Da gibt es halt wirklich Leute, die besser umgehen können

00:49:01: oder eigener Kinderverlust. Das begleite ich schon. Aber auch da muss ich sagen, wenn das halt schon

00:49:09: an die Psyche geht und mental ist, es gibt halt wirklich ganz tolle Kolleginnen von mir, die sich

00:49:14: halt nur auf sowas spezialisieren und die da auch auf solche Themen sicher noch mal besser eingehen

00:49:21: können. Ja und dieser Gedanke, also Umgang mit Trauer und gerade wenn es vielleicht auch depressive

00:49:31: Momente gibt, die sich mehren, ich denke da liegt natürlich die Empfehlung in Richtung Psychotherapie

00:49:37: auch sehr nah oder vielleicht gibt es da sogar auch ein paralleles Angebot. Ich weiß gar nicht,

00:49:42: was da Sinn macht, welche Erfahrungen hast du da bisher so gesammelt? Ja ich glaube, da unterscheidet

00:49:48: jetzt mich als Trauercoachern nichts als von anderen Coaches. Also da sollte ja sowieso unser

00:49:55: Denken sein, okay, wenn es jetzt schon in Krankhaft wird oder eben in der Depression läuft, dann sind

00:50:04: wir als Coaches sowieso nicht mehr die richtigen Ansprechpartner, sondern dann sollte ja auf jeden

00:50:09: Fall auch eine professionelle Unterstützung in Form eines Psychotherapeutensiater, was auch immer

00:50:15: dann nötig ist da sein. Wenn ich das merke, ich habe es tatsächlich Gott sei Dank noch nicht

00:50:22: gehabt, aber wenn ich das merken würde, würde ich auch sofort sagen, okay, ich glaube vielleicht bist

00:50:28: du bei mir jetzt gerade nicht mehr richtig oder zumindest übergangsweise zu begleiten, aber

00:50:33: zu sagen, lass dich doch bitte schon mal auf dem Terminwarteplatz setzen. Leider sind die Warteplätze

00:50:39: ja halt oft sehr lange bis man einer frei ist oder was man an Termin bekommt. Das kann natürlich

00:50:47: schon auch sein, dass da ist halt oft ein dünner Grad und auch da sind wir wieder bei dem Thema,

00:50:52: was was ist passiert, wie ist dieser Verlust entstanden und da gibt es natürlich auch traumatische

00:51:00: Erlebnisse und da würde ich schon sagen, kommt gerne, sprecht gerne, lasst es einfach alles mal raus

00:51:08: und dann würde ich die Menschen aber auch wirklich begleiten zu schauen, dass man da eine gute

00:51:13: professionelle Hilfe bekommt. Ja, so wie du sagst, das ist ja unsere Haltung im Allgemeinen und

00:51:19: auch dieses Fingerspitzengefühl, wann wir das anregen, in welchem Moment oder auch in welcher

00:51:23: Wiederholungsstilfe man dann doch noch mal eine Idee von weiterer Unterstützung mitgibt. Danke

00:51:29: dafür, dass du das auch so siehst. Ich habe gerade noch über deine Psychophen nachgedacht,

00:51:35: aber nicht nur deine, sondern allgemein auch den Umgang mit Trauer und zwar denke ich gerade

00:51:39: eher an diejenigen, die noch nicht so häufig bei dir waren, nämlich die Männer. Was machen wir

00:51:44: denn mit denen? Also ich habe das auch öfter schon beobachtet in meinen Veranstaltungen zu

00:51:50: Umgang mit Belastung, emotionale Stabilität in Krisenzeiten, Umgang mit Veränderung. Je nachdem,

00:51:55: wie der Titel ist, kommen plötzlich nur noch Frauen. Hast du eine Idee, wie wir das ändern können?

00:52:02: Also ich habe jetzt seit diesem Jahr, spreche ich sich schon auch aktiv auf Social Media an und

00:52:09: sage also, wie gesagt, ich war die erste Zeit wirklich auch Frauen auch ausgerichtet und habe

00:52:15: auch Frauen auf der Homepage angesprochen. Mache ich inzwischen auch so nicht mehr, merke aber

00:52:22: schon auch, dass gerade in der Trauer Männer trauern auch anders. Und tatsächlich war das auch in meiner

00:52:28: Ausbildung zur Trauerbegleiterin ein eigenes Modul, Männer Trauer. Also es gibt wirklich ein

00:52:34: eigenes Modul über Männer Trauer. Da schwunzeln dann viele drüber, aber es ist halt so, weil Männer

00:52:41: halt auch anders geprägt sind. Also da sind wir schon wieder an dem Punkt, ein Indianer kennt

00:52:46: keinen Schmerz und da gibt es halt so viele Glaubenssätze ja auch und ich meine, wir wissen

00:52:52: vielleicht auch aus unserem Umfeld, dass Männer auch nicht so gerne zum Arzt gehen, weil sie

00:52:57: können ja alles mit sich selber ausmachen und so ist das natürlich dann auch bei einem Trauercoaching.

00:53:01: Und sie sind natürlich sehr zahlen Datenfaktenbasiert. Das stelle ich halt immer wieder fest. Also da

00:53:07: ist dann doch eher mal, also wenn die anrufen und dann wollen die genau wissen, wann ist die Trauer

00:53:11: zu Ende? Das ist ganz, ganz witzig. Da könntest du ja in die Glaskubel gucken. Und dann sind

00:53:21: sie enttäuscht, wenn ich dich sage, in sechs Wochen hast du es überstanden. Ich glaube, wir können

00:53:26: einmal nur wieder mal nett antupfen und sagen, Mensch, probier's mal, hol dir mal Hilfe, versuch's

00:53:32: mal. Es gibt auch Männer, die inzwischen da sehr offen sind und das auch ausprobieren. Aber ich glaube

00:53:39: auch, wir müssen ganz viel davon reden und auch den Männern mal das Gefühl geben, dass das eben

00:53:45: keine Schwäche ist, wenn man mal eine schwierige Zeit durchlebt und sich da auch mal Hilfe holt,

00:53:52: sondern dass das für mich ist das ja eher eine Stärke, wenn ich auch zugebe, ich komme gerade

00:53:56: alleine nicht weiter. Und das vielleicht mal so umzutrehen und dann auch zu sagen, Mensch, es kann

00:54:03: dir bestimmt ein bisschen was abkürzen, probier's doch einfach mal aus und dann lassen sie sich

00:54:08: auch, meine Erfahrung nach, vielleicht auch eher mal drauf ein. Ich glaube, mehr können wir nicht

00:54:13: tun. Also das ist so ein bisschen schwieriger auch, das zu beantworten. Ich kenne ein paar Beispiele und

00:54:21: vielleicht motiviert das die männlichen Zuhörenden, doch auch in eine ähnliche Richtung zu gehen. Und

00:54:26: zwar denke ich an gewisse Männerkreise. Also ich habe ein paar Kollegen, die auch zu Männerkreisen

00:54:32: einladen, aufrufen oder auch solche einfach selbst organisiert zusammenstellen, um zum Beispiel

00:54:38: über Scheidungsprozesse zu sprechen oder ich bin verlassen worden, alleine erziehender Vater,

00:54:43: was es nicht alles gibt. Ich kenne auch aus einem gewissen homosexuellen Umfeld heraus,

00:54:51: kenne ich eine Gruppe hier bei uns in Hamburg in St. Georg, das sind diejenigen, die irgendwann mal

00:54:58: verheiratet waren und Kinder hatten und sich dann sehr spät erst geoutet haben. Und auch da gibt es,

00:55:03: ich habe gerade den Gruppentitel vergessen, aber da gibt es auch eine Gruppe, die trifft sich regelmäßig.

00:55:07: Ich habe einige aus dieser Gruppe schon kennengelernt über einen Bekannten und fand es mega cool,

00:55:12: dass sie auf diese Weise halt ihre Erfahrungen austauschen und auch zur Entlastung beitragen.

00:55:18: Und ja, solche und eine an ein Beispiel, denke ich auch noch, es hat ein ehemaliger Studierende

00:55:25: mir erzählt, der hat auf der Intensivstation, glaube ich, gearbeitet und hatte sehr viele

00:55:32: Schicksale dort halt miterlebt und die hatten zu der Zeit keine Supervision, was natürlich

00:55:37: fragwürdig ist im Gesundheitswesen in einem so krassen Bereich, sodass er dann gesagt hat,

00:55:43: das müssen wir ändern und hat halt gerade auch seine männlichen Kollegen zu einem Stammtisch

00:55:49: eingeladen. Das heißt, die haben sich in der Kneipe beim Bier getroffen, kann man jetzt auch

00:55:52: in Frage stellen, wie gesund das ist, was egal in diesem Moment. Und sie haben sich getroffen und

00:55:57: haben dann über die Themen gesprochen, die sie in der Arbeitswelt belastet haben oder aktuell

00:56:02: belasten und er hat das mehr oder minder locker moderiert. Das fand ich großartig vom Format her.

00:56:07: Absolut. Aber das sind auch häufig schon Männer, die auch schon den Schritt weiter sind. Also Männer,

00:56:13: die so in Pflege berufen sind oder hast du auch sagst, so Homosexuelle Männer. Ich glaube,

00:56:21: da ist sowieso schon ein bisschen eine andere Haltung, eine andere innere Haltung da. Die haben

00:56:26: vielleicht auch nicht so dieses "Meinst du, ich muss jetzt hier der starke Kerl sein". Ja, wenn

00:56:34: ich jetzt so mein klassischen CEO von irgendeinem Finanzinstitut vor Augen habe, das ist vielleicht

00:56:43: die Nuss, es im Zweifel ein bisschen härter zu knacken, wobei wir stecken Leute jetzt gerade in

00:56:48: eine Schublade, was wir als Systemiker nicht machen wollen. Aber es ist halt so ein bisschen,

00:56:54: was das Leben halt auch zeigt. Aber ja, und es muss, glaube ich, wirklich viel mehr davon geben,

00:57:00: genau was du sagst. Also ich auf LinkedIn gibt es auch einen ganz tollen Trauerbegleiter,

00:57:06: der nur Männer begleitet. Also er ist selber ein Mann und auch solche Männergruppen macht und

00:57:10: auch jetzt ein Buch geschrieben hat über Trauer für Männer. Und auf dem Weg, glaube ich,

00:57:14: funktioniert es auch, das ganz offen zu zeigen, das darf da sein. Ja, wir bleiben dran. Wir bleiben

00:57:21: dran unbedingt. Wir wollen ja auch die Männer da haben, das ist ja auch so. Ganz gleich welches

00:57:28: Geschlecht, alle sind herzlich willkommen, auch ein systemischer Grundsatz. Ich glaube, ich kriege

00:57:34: die Kurve zum letzten Teilbereich ganz gut darüber hin, pass auf, Achtung, ich kündige es jetzt schon

00:57:40: an. Und zwar habe ich in letzter Zeit öfter gelesen, dass Menschen nicht mehr mit Fremden,

00:57:47: wie mit uns, über ihre Themen sprechen, sondern mit Chatchi-PT. Und ich weiß nicht, ob du diesen

00:57:54: Trend auch beobachtet hast. Es wird vor allem der jüngeren Generation auch zugeschrieben,

00:57:59: dass Chatchi-PT zur Entlastung bei psychischen Herausforderungen dient. Und es reagiert ja

00:58:04: relativ empathisch. Und so ist meine nächste Frage. Wenn du an dieses ganze Thema Digitalisierung,

00:58:13: Künstliche Intelligenz und Coaching denkst, was sind so erste Assoziationen, welche Bilder,

00:58:19: welche Worte, welche Zukunft steht da in deinem Kopf gerade, wenn ich digitale Transformationen,

00:58:27: Künstliche Intelligenz sage, was entsteht da? Erst mal gar nichts Negatives und auf jeden

00:58:34: Fall kein Widerstand. Weil ich bin der Meinung, es kann uns das Leben erleichtern. Und es

00:58:42: kann auf jeden Fall sehr, sehr hilfreich sein, da wo es natürlich sinnvoll eingesetzt

00:58:46: wird, wie alles im Leben. Da sagt der Robert Betz auch so schön, das Tomatenmesser, ich

00:58:52: kann Tomaten schneiden oder einen Menschen umbringen. Und ich glaube, so ist es halt eben

00:58:56: auch mit KI. Und also, ich hoffe, ja, man kann sogar Menschen umbringen, damit stimmt

00:59:01: leider. Aber es ist halt die Frage, wie setzt es ein? Und ich arbeite selber sehr, sehr gerne

00:59:08: mit ChatGPT. Macht mir ganz viele Dinge sehr viel leichter, muss ich wirklich sagen. Ich

00:59:12: finde es manchmal auch echt lustig, was da so an Antworten kommt. Aber wie gesagt, also

00:59:17: bitte alles so ein bisschen auch mit Vorsicht und mit dem gesunden Menschenverstand, der

00:59:22: sollte trotzdem da sein und nicht ausgeschaltet werden. Und die Frage ist, wie setzen wir es

00:59:27: ein? Also, da gibt es ja wirklich ein ganz breites Spektrum mittlerweile und auch Digitalisierung.

00:59:32: Ich finde einfach, sie macht uns das Leben eigentlich ein bisschen leichter, aber natürlich

00:59:37: auch ein bisschen stressiger, das muss man auch sagen. Ja, die Verdichtung und Beschleunigung

00:59:43: halt, die dadurch entsteht. Das ist mir wieder am Anfang bei der mentalen Gesundheit. Das

00:59:49: ist nämlich wirklich mit mit eins der Gründe, warum es, glaube ich, auch so viele psychische

00:59:54: Belastungen gerade auch gibt, die sich ständig erreichbar sein und irgendwie ... Ja, und

01:00:01: auch die Beeinflussung durch Social Media und so. Also, das wäre vielleicht auch nochmal,

01:00:07: es wäre es wert, das an anderer Stelle auch nochmal zu besprechen und dem etwas mehr Aufmerksamkeit

01:00:13: noch zu geben. Was meinst du, wenn du, du klingst jetzt relativ offen, wenn du so da in deine

01:00:19: Zukunft auch in der Rolle der Coaching oder der Beraterin blickst, wie wird sich deine

01:00:24: Arbeit in den nächsten Jahren durch eben diesen technologischen Fortschritt noch verändern?

01:00:29: Also, es gibt gerade in der Trauerbegleitung gerade ein Wandel oder ein Hype, ich weiß

01:00:39: nicht, wie ich es nennen soll, der auch so ein bisschen in die KI-Richtung geht, dass

01:00:43: man sich jetzt halt von KI begleiten lässt, wenn ein Trauerfall ist oder dass es gab

01:00:50: einen ganz tollen Film, der lief kürzlich mal im Kino und sogar im Fernsehen habe ich

01:00:55: gesehen, der heißt "Eternity", wo es wirklich darum gibt, dass Avatare erstellt werden,

01:01:00: die den Verstorbenen darstellen und ich kann mich da mit dem Verstorbenen unterhalten.

01:01:04: Ja, und das hat ganz seltsame Ausmaße zum Teil angenommen. Also, das war wirklich ein

01:01:11: interessanter Film, der mich sehr zum Nachdenken gebracht hat, wo ich mir wirklich die Frage

01:01:15: stell, ist das etwas, was ich mir für die Zukunft wünsche, dass so etwas durch Maschinen

01:01:22: ersetzt wird und was das halt auch mit den Leuten macht, wenn so was programmiert wird.

01:01:28: Also, ich finde das wirklich schwierig, weil du kannst ja nie abschließen mit dieser Trauer,

01:01:35: wenn da jetzt ein Bot ist, der vorgibt, dein verstorbener Mann zu sein oder dein verstorbener

01:01:42: Bruder zu sein oder der Vater oder was auch immer und die verkaufen dann in Amerika wirklich

01:01:47: Abos mit diesen Bots und du musst ja irgendwann dieses Abo kündigen, wenn du dann halt mal

01:01:55: loslassen willst und das für mich, das haben die auch den Regisseur gefragt hat, das so

01:01:59: ein bisschen diesen Touch, dann stirbt der Mensch ja nochmal, wenn ich jetzt das Abo kündige.

01:02:04: Also, ganz schwierig. Also, was das betrifft, finde ich, ist halt wirklich schwierig und

01:02:08: da hoffe ich mal, dass sich das nicht so durchsetzen wird. Ansonsten, ja, wie gesagt, ich finde,

01:02:15: das, was ich gerade sagte, wir können das für uns nutzen und wir können es natürlich

01:02:20: auch sehr missbrauchen und da habe ich ein bisschen die Angst davor, dass das halt von

01:02:25: ja, von einflussreichen Menschen dann am Ende doch sehr missbraucht wird und uns vielleicht

01:02:30: wirklich Probleme machen wird. Vielleicht sollten wir den Maßmännchen da mal fragen,

01:02:34: dass er uns da redet.

01:02:36: Ja, wer weiß, was der von ober schon so sieht, was wir noch gar nicht erkennen können. So,

01:02:43: um jetzt die dystopie aufzubringen. Ja, spannend, dass mit Eternity, den Film kann ich gerne

01:02:51: nochmal in den Shownotes verlinken für unsere Zuhörenden, das auf jeden Fall. Ich habe

01:02:56: den selber noch nicht gesehen, ich hatte nur neulich ein Film gesehen, da ging es darum,

01:03:00: dass eine Person an einer Studie teilgenommen hat und einen KI-Liebhaber bekommen hat, der

01:03:07: alle ihre Anforderungen erfüllt hat. Das fand ich tatsächlich auch ein interessantes Experiment,

01:03:12: sodass ich dann bei dem letzten KI-Stammtisch, auf dem ich war, erstmal mit den Herren,

01:03:16: das ist meistens immer Männer auf dem Stammtisch, nicht überraschenderweise, darüber gesprochen

01:03:21: habe, bis zu welchem Punkt wir uns das vorstellen könnten. Also ich finde diese Vorstellung,

01:03:28: die sich halt eben unsere Welt in Zukunft verändert, finde ich einerseits sehr spannend.

01:03:33: Ich glaube, bei mir würde auch die Neugierde überwiegen und dennoch sehe ich es ähnlich

01:03:37: wie du. Hoffentlich können wir genug Einfluss darauf nehmen, was mit eben diesen technologischen

01:03:43: Möglichkeiten geschieht und wie es eingesetzt wird und hoffentlich schützt man uns von

01:03:49: gewissen Seiten aus, dass wir eben nicht so sehr dadurch gefährdet sind, also die Vorteile

01:03:54: hoffentlich auch perspektivisch überwiegen. Ja, ich hoffe auch und dass wir uns auch immer

01:03:59: daran erinnern, dass das trotzdem Maschinen sind und auch wenn sie noch so menschlich

01:04:02: antworten. Die Gefahr ist leider halt auch gerade bei unserer Jugend ein bisschen da,

01:04:07: eh schon zunehmend vereinsamen, dadurch, dass sie irgendwie gefühlt nur noch vor irgendwelchen

01:04:13: Bildschirmen sitzen und wenn sie dann da auch noch Freunde in Form einer KI finden, vielleicht

01:04:18: auch ein bisschen schwierig. Ich glaube, da sollten wir auch ein Auge drauf haben. Ja,

01:04:22: weil gerade auch noch, wenn wir auf dein Thema gucken, Umgang mit Trauer und vielleicht auch

01:04:27: mit Scham, wenn ich dann nicht das überwinden muss, weil ich ja ChatGbt oder wie noch immer

01:04:33: als Chatbot habe, dann kann ich mich ja vielleicht persönlich an der Stelle auch gar nicht weiter

01:04:38: entwickeln. Jetzt würde wahrscheinlich eine andere Gruppierung sagen, macht ja nichts, es geht ja

01:04:42: immer mehr in diese Richtung und wir brauchen einander irgendwann nicht mehr, dann würde ich

01:04:46: sofort wieder Hartmut Rosa rausholen und zitieren, dass wir noch lange nicht auf dem Stern sind,

01:04:51: dass wir unabhängig voneinander leben können. Weil was ist denn Gesellschaft? Und dann sind wir

01:04:55: sofort bei hochphilosophischen Themen. Ich glaube schon auch noch, dass es das braucht,

01:04:59: diese Begegnung. Ich glaube auch, wir Menschen werden immer von Verbindung leben und von Liebe

01:05:06: und von Gefühlen und wir brauchen ja auch zwischen menschliche Kontakte und das ist,

01:05:12: glaube ich, was Gott sei Dank wird uns das hoffentlich eine KI nie geben können und solange

01:05:17: das nicht der Fall ist, denke ich, passiert da auch nicht viel, aber ich appelliere auch dazu,

01:05:22: lasst uns zusammen treffen, eins zu eins ins Café setzen, das Handy wegpacken und einfach mal

01:05:28: in Verbindung gehen, das glaube ich ist wichtiger denn je. Und da wir jetzt schon beim großen Ganzen

01:05:34: sind, passt dann ja auch meine Abschlussfrage ganz gut, als hätten wir das so vorbereitet, Mensch.

01:05:38: Was würde sich deiner Meinung nach verändern, wenn alle systemisch agieren würden?

01:05:46: Was ist deine Antwort auf die Frage? Ich denke, wenn wir alle systemisch agieren würden,

01:05:55: würden wir in erster Linie mal mehr zuhören und hoffentlich auch weniger Schnellurteile bilden,

01:06:03: Bewertungen, Schubladendenken, was ja gerade automatisch sehr häufig passiert auf diese

01:06:09: Stigmatisierungen, sondern wir, also das wäre in meiner perfekten Welt, hätten wir dann einfach

01:06:16: auch sehr viel mehr Verständnis füreinander und für auch für die Zusammenhänge, weil wir ja dann

01:06:21: eben auch mal hinschauen, welches Päckchen bringt mein Gegenüber denn mit, also nicht sofort

01:06:27: verurteilen, sondern erst mal hinschauen und zuhören. Das würde viel verändern, denke ich.

01:06:32: Oh ja, da bin ich bei dir. Danke. Ich meine mich an die Folge mit Annette zu erinnern. Ich glaube,

01:06:39: die hat auch das mit dem Zuhören erwähnt. Ich weiß es aber gerade nicht mehr. Annette,

01:06:43: Venus, müssen wir noch mal reinschauen oder reinhören. Danke, Christine, für deine Worte.

01:06:48: Welche Frage hätte ich dir unbedingt noch stellen müssen?

01:06:51: Vielleicht, was ich der Welt da draußen mitgeben will.

01:06:58: Ja, super. Also, liebe Christine, was möchtest du unserer zuhörenden Schaft und damit der

01:07:04: Welt da draußen unbedingt mitgeben? Das, was ich, glaube ich, heute schon 20 mal gesagt habe,

01:07:09: gefühlt. Aber ihr müsst es also zuerst mal, lasst uns trauer tot und trauer und sterben

01:07:19: endlich mal enttabuisieren und aus so einer Tabu-Ecke und aus so einer Schmuddelecke rausholen

01:07:23: und offen drüber sprechen. Das kann ich gar nicht oft genug betonen. Und sprecht da drüber,

01:07:32: öffnet euch. Und ich kann mir sagen, wir müssen das nicht mit uns selber ausmachen, sondern das

01:07:39: gehört einfach zum Leben dazu. Und trauer und tot darf einfach kein Tabu-Thema sein. Und das ist

01:07:45: was, was ich einfach noch mal rausschreien möchte.

01:07:47: Großartig. Das war ja unter anderem auch der Grund, als du neulich kurz erzählt

01:07:54: ist, was du machst und tatsächlich, dass du Lust auch auf Podcast hättest. Ich dachte,

01:07:58: oh, das ist die Chance, weil ich mich über Jahre damit schon immer beschäftigt habe und ich

01:08:03: sehe es genauso wie du und unterstützt es gerne und freue mich jetzt umso mehr, dass wir mit dieser

01:08:08: Folge ein bisschen Material haben, was wir auch in die Welt hinaus senden können. Und das ist jetzt

01:08:13: auch die Überleitung an unsere Zuhörerinnen. Also erst mal vielen Dank an alle, die bis hier hin

01:08:18: zugehört haben. Wenn ihr meint, dass die Folge auch von anderen Menschen gehört werden müsste,

01:08:24: dann bitte unbedingt weiterleiten, kommentieren, Ritzensieren, Sternchen vergeben auf der Plattform

01:08:29: eurer Wahl, damit noch mehr Menschen von diesen Inhalten profitieren. Herzlichen Dank dafür.

01:08:36: Aber vor allem natürlich herzlichen Dank, liebe Christine, für das sehr kurzweilige Gespräch.

01:08:42: Zag es schon wieder eine Stunde vorüber. Und ich finde es total großartig, was du da machst und

01:08:48: dass du dich da auf diesem Weg gemacht hast, Menschen darin zu unterstützen, weg von Scham,

01:08:52: hin zu mehr Offenheit im Umgang mit Trauer. So mit Dankeschön, dass du da warst. Ich wünsche

01:08:57: dir alles Gute und sage hoffentlich bis bald. Ja, und auch von mir nochmal vielen, vielen Dank, dass

01:09:02: ich da sein dürfte und ja, ich kann das nur unterschreiben, bitte teilen und weitergeben,

01:09:08: wo es nur geht. Das ist wirklich sehr, sehr, sehr spannend, auch diesen Podcast zu verfolgen.

01:09:13: Ja, vielen Dank, Sandra. Ich werke gerne. Ich sage tschüß an alle und es zum nächsten Mal. Macht's gut.

01:09:19: Tschüss, tschüß, tschüß.

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